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Alexandra Hild

Die Staatsschuldenkrise in der Europäischen Währungsunion. Instrumente der Krisenprävention und des Krisenmanagements

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2016 (Integration Europas und Ordnung der Weltwirtschaft 39); 274 S.; 59,- €; ISBN 978-3-8487-2683-7
Wirtschaftswiss. Diss. Bayreuth; Begutachtung: B. Herz, C. Bauer. – Die Neuordnung der wirtschaftspolitischen Governance in der Europäischen Union ist eine der spürbarsten institutionellen Folgen der Eurokrise. In diesem Zusammenhang wurden einige bestehende Instrumente angepasst, wie die Verschuldungs‑ und Defizitregeln, und neue Instrumente eingeführt, wie der permanente „Europäische Stabilitätsmechanismus“ (ESM). Alexandra Hild nimmt eine detaillierte Analyse dieser Veränderungen aus makroökonomischer Perspektive vor und fragt besonders am Beispiel des ESMs, ob eine andere Ausrichtung nicht wirtschaftlich günstigere Ergebnisse zeitigen würde. Zunächst gibt sie einen konzisen Überblick über die Verschärfung von Verschuldungs‑ und Defizitkriterien sowie die angeschlossenen Sanktionen; an dieser Stelle geht sie auch auf das neue Handeln der EZB ein, wie zum Beispiel im Rahmen von Anleiheankaufprogrammen. Bei vereinzelter Kritik schätzt Hild diese neuen präventiven Regeln allgemein positiv ein, gerade hinsichtlich ihres Fokus auf solide Staatsfinanzen. Im Hauptteil der Arbeit erfolgt dann eine Auseinandersetzung mit dem ESM. Es könne günstiger sein, argumentiert Hild, wenn der ESM gemeinsame strukturierte Anleihen mit unterschiedlicher Bonität ausgebe, als sich darauf zu fixieren, für alle Anleihen die Rating‑Bestnote AAA zu erzielen. Dabei legt Hild in ihrer Modellrechnung dar, dass sich ein Kostenvorteil für alle Eurostaaten einstellen würde und nicht nur für einige Staaten des Währungsverbundes. Aus methodischen Gründen finden sich in diesem Teil ausführliche Erläuterungen der finanzmathematischen Modellierung, die fachfremde Leser_innen jedoch bedenkenlos überfliegen können. Insgesamt zeigt die Autorin eine Alternative im Design des ESM auf, die wirtschaftlich günstiger sein könnte und auch ohne größere rechtliche Änderungen recht zügig umsetzbar wäre. Eine kritische Auseinandersetzung mit den Folgen der Austeritätspolitik und dem neuen Primat fiskalischer Konsolidierung findet sich in dem Buch nicht, dies ist jedoch aufgrund der eher technischen Darstellung der Thematik weder problematisch noch überraschend. Als Überblick über den Krisenverlauf und als Entwurf für eine Anpassung der Krisenpolitik eignet sich das Buch definitiv.
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Rubrizierung: 3.5 Empfohlene Zitierweise: Max Lüggert, Rezension zu: Alexandra Hild: Die Staatsschuldenkrise in der Europäischen Währungsunion. Baden-Baden: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39698-die-staatsschuldenkrise-in-der-europaeischen-waehrungsunion_48235, veröffentlicht am 19.05.2016. Buch-Nr.: 48235 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken