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Martin Welker / Monika Taddicken / Jan-Hinrik Schmidt / Nikolaus Jackob (Hrsg.)

Handbuch Online-Forschung. Sozialwissenschaftliche Datengewinnung und -auswertung in digitalen Netzen

Köln: Herbert von Halem Verlag 2014 (Neue Schriften zur Online-Forschung 12); 588 S.; hardc., 38,- €; ISBN 978-3-86962-090-9
Der digitale Strukturwandel hat längst auch die Wissenschaft erfasst. Um dessen Bedeutung für die sozialwissenschaftliche Empirie zu verstehen, braucht es keine drastischen Deutungen wie jene, nun würden „Social Physics“ (Alex Pentland) die Sozialwissenschaften ersetzen. Eine überzeugendere Basis liefert dieses Handbuch. Es führt grundlegend in das Thema Online‑Forschung ein und offenbart dessen enorme Komplexität. Die sechs Abschnitte befassen sich mit den Begrifflichkeiten, methodischen Grundfragen, Befragungsformen und Spezifika der Inhaltsanalyse von Online‑Inhalten, besonderen Anwendungen sowie ethischen Fragen. Hervorzuheben ist die Übersicht der wichtigsten deutschen Akteure im Bereich der Online‑Forschung am Ende des Bandes. Auffällig ist, dass sich die Online‑Forschung in ihrer Praxis analog zu ihrem Forschungsgegenstand permanent wandelt, zugleich aber auch nach über 15 Jahren nur wenige theoretische Ansätze existieren. Unabhängig davon bestehen auch im empirischen Bereich einige zentrale Probleme, insbesondere hinsichtlich Repräsentativität, Nachprüfbarkeit (bei sich schnell wandelnden Inhalten der sozialen Medien) und Datenschutz. Die mit dem „Big Data“‑Begriff verknüpften Analysemöglichkeiten gewaltiger Datenmengen sind zudem höchst anspruchsvoll und fehleranfällig (hierzu unter anderem der Beitrag von Frauke Zeller). Überdies deutet sich hier bereits ein weiterer digitaler Graben an: Bislang haben nur wenige akademische Forscher die finanziellen Ressourcen, um sich den Vollzugriff zum Beispiel auf Facebook‑Daten und die entsprechenden Auswertungskapazitäten leisten zu können. Diese Herausforderungen ändern freilich nichts daran, dass die Online‑Forschung gerade hinsichtlich der sozialen Medien in Zukunft von zentraler Bedeutung für sozialwissenschaftliche Empirie sein dürfte. Das Potenzial wird etwa in dem Forschungsüberblick von Netzwerkanalysen in sozialen Medien (Christian Nuernbergk/Julia Neuarth) deutlich. Das Handbuch liefert einen sehr gründlichen Überblick zu den Möglichkeiten und Problemen von Online‑Forschung, ohne sich in methodischen Detailfragen zu verlieren.
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Rubrizierung: 1.2 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Martin Welker / Monika Taddicken / Jan-Hinrik Schmidt / Nikolaus Jackob (Hrsg.): Handbuch Online-Forschung. Köln: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38141-handbuch-online-forschung_46453, veröffentlicht am 05.03.2015. Buch-Nr.: 46453 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken