Regieren in der Sozialen Stadt. Lokale Sozial- und Arbeitspolitik zwischen Aktivierung und Disziplinierung
Diss. FU Berlin; Begutachtung: B. Kerchner, B. Zeuner. – Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, in welcher Weise sich Arbeitsmarkt‑ und Sozialpolitik in Deutschland angesichts der Herausforderungen des Postfordismus verändert haben. Die damit angesprochene Transformation diskutiert Daniel Nitsch an drei faktisch verflochtenen, analytisch jedoch unterscheidbaren Tendenzen: 1. der Modifizierungen wohlfahrtsstaatlicher Integrationsprogramme, 2. der Etablierung neuer Governanceformen vom Typus des Bund‑Länder‑Programms Soziale Stadt und 3. der im Zeichen von Workfarestrategien erfolgenden Aktivierung lokaler Communities. Als übergreifender theoretischer Rahmen dienen ihm Foucaults Untersuchungen zur Gouvernementalität; davon ausgehend verknüpft er drei Analyseperspektiven – marxistische Positionen (Harvey; Lefebvre; Altvater/Mahnkopf), Ansätze der Governmentality Studies und der Governanceforschung – mit einer lokalen Fallstudie. Die explorative Fallstudie bezieht sich auf das Quartiersmanagement (QM) als Modell integrierter sozialer Stadtteilarbeit im Kontext des Bund‑Länder‑Programms. Auf der Basis von Dokumentenanalysen untersucht er Rationalitäten und Ergebnisse einschlägiger Praktiken in einem Berliner QM‑Gebiet (Schillerpromenade) zwischen 2000 und 2010. In der Zusammenführung der theoretischen Perspektiven und der Fallstudie kommt Nitsch zu dem Resümee: „Das Programm ‚Soziale Stadt‘ changiert zwischen einem ‚Regieren über Sicherheit‘ und Disziplinierung einerseits und einer ‚aktivierenden', auf Selbstführung und Empowerment zielenden Regierungsweise andererseits und ist somit exemplarisch für die widersprüchlichen [...] ‚Adressierungen‘ der Subjekte im Rahmen der liberalen Gouvernementalität der Gegenwart“ (272). Was dann konkret in den jeweiligen Quartieren den Ausschlag gibt – die disziplinierende oder die emanzipierende Perspektive –, kann nur empirisch bestimmt werden.