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Lars Gertenbach / Henning Laux / Hartmut Rosa / David Strecker

Theorien der Gemeinschaft zur Einführung

Dresden: Junius-Verlag 2010 (Zur Einführung); 208 S.; brosch., 13,90 €; ISBN 978-3-88506-667-5
Mit dem Begriff der Gemeinschaft gehen Probleme durch positive Assoziationen zu einer „warmen“ Gemeinschaft oder durch negative Konnotation mit Blick auf die totalitären Erfahrungen des 20. Jahrhunderts einher. Vor diesem Hintergrund ist dieser Einführungsband ein optimal konzipierter Leitfaden, der der Vielschichtigkeit eines Begriffes gerecht wird, der trotz der ihm eigenen Schwierigkeiten für die Gesellschaftswissenschaften kaum vermeidbar sein dürfte. Bereits einführend weisen die Verfasser darauf hin, dass „eine rein abstrakte, konzeptuell-theoretische Erörterung des Begriffs der Gemeinschaft ihren Gegenstand verfehlt“, da „sie aufs Engste mit politischen Bedeutungen und Bewegungen verwoben“ (12) ist. Für den Republikanismus, so die Autoren, ist die Frage relevant, wie moderne Flächen- und Massengesellschaften den Charakter einer Gemeinschaft annehmen können. Dabei liege der Gedanke nahe, dass die Ideen des Patriotismus und des Nationalismus eine entscheidende Rolle spielten. Jedoch ermögliche das Konzept der Nation zwar starke Identifizierungen, beziehe sich aber eher auf erfundene Gemeinschaften denn auf substanzielle Solidarbeziehungen. Kennzeichen des Republikanismus sei es gerade, „Gemeinschaft nicht als vorpolitisch“ zu denken, sondern „als das Ergebnis politischen Handelns“ (114). Die praktisch-politische Relevanz dieser Überlegungen erweist sich mit Blick auf eine europäische Identität, die sich mithin eventuell durch demokratisches politisches Handeln herstellen ließe. In Anlehnung an Jacques Rancière befassen sich die Autoren auch mit dekonstruktivistischen Lektüren des Gemeinschaftsbegriffs. Dabei geht es um „eine andere Politik der Gemeinschaft“ (169). Gemeinschaft entstehe dort, wo die Bürger gemeinsam darüber verhandeln, wie Macht verteilt und ausgeübt wird. Gemeinschaft als politische Forderung solle angesichts eines „ökonomisch verengten neoliberalen Politikmodells und […] der Auslagerung von Entscheidungen in Verwaltungen“ (172) wieder ernst genommen werden.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Lars Gertenbach / Henning Laux / Hartmut Rosa / David Strecker: Theorien der Gemeinschaft zur Einführung Dresden: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31653-theorien-der-gemeinschaft-zur-einfuehrung_37718, veröffentlicht am 08.07.2010. Buch-Nr.: 37718 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken