Stabilitätstransfer durch die NATO am Beispiel Polens. Souveräner Staat und internationale Organisation als Akteure und Sicherheitsproduzenten im internationalen System
Politikwiss. Diss. Universität der Bundeswehr München; Gutachter: J. Schwarz, D. Schössler. - Zu Beginn steht ein Überblick über einige theoretische Ansätze zur Analyse des möglichen Stabilitätstransfers im Rahmen der Erweiterung der NATO. Neben integrationstheoretischen, regimeanalytischen und institutionalistischen Perspektiven setzt sich Vogel mit der These vom Demokratischen Frieden auseinander und macht in der Tendenz überwiegend neorealistische Argumentationsweisen für seine Untersuchung stark. Den theoretischen Überlegungen folgt eine Schilderung der Veränderungsprozesse der NATO seit dem Ende des Kalten Krieges sowie eine nach politischen, ökonomischen und militärischen Gesichtspunkten differenzierte Beschreibung des Umbruchs in Polen. Gelegentlich ist die Argumentation fast polemisch: "Eine kollektive Verteidigungsallianz kann keinen karitativen Charakter haben." (16) Die Involvierung normativer Fragen oder die Debatte um die der Erweiterung zugrunde liegende europäische Identität wird nur gestreift. Vogel zeigt sich der Ambivalenz der Erweiterungspolitik am Beispiel Polens bewusst, indem er einerseits die herausgehobene Stellung Polens innerhalb weiterer möglicher osteuropäischer Aspiranten auf NATO-Mitgliedschaft belegt. Andererseits kritisiert er, dass selbst im Falle Polens die harten Aufnahmekriterien aufgrund politischer Überlegungen aufgeweicht worden seien. So zeigt er sich pessimistisch bezüglich der weiteren Perspektiven einer Öffnung des Bündnisses: "Sehr bald würde die mühsam erreichte neue Stabilität in Schwäche umschlagen. Diese Grenze scheint mit knapp 20 Verbündeten im Grunde erreicht zu sein." (290 f.) Zur Abfederung des Integrationsbedürfnisses empfiehlt Vogel eine Aufwertung des Partnership-for-Peace Programms. Bedauerlich ist, dass die von Vogel auch in Brüssel, den USA und Polen mit politisch Verantwortlichen geführten Hintergrundgespräche "ohne direkt zurechenbare Quellenangabe in die Ausführungen" (25) einfließen. Hervorzuheben ist dagegen die Verdeutlichung der Argumentation durch Schaubilder und die gelegentliche Komprimierung relevanter Fakten in Tabellen.