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Timo Borst

Die Praxis in der Präsentation. Ein sequenzanalytisches Verfahren zur Untersuchung von Bundestagsreden. Mit einem Geleitwort von Thomas Noetzel

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1999 (DUV: Sozialwissenschaft); X, 269 S.; brosch., 62,- DM; ISBN 3-8244-4379-1
Überarbeitete Diss. Fachbereich Gesellschaftswissenschaften und Philosophie Marburg; Gutachter: T. Noetzel, H.-J. Giegel. - In einer überblicksartigen Auseinandersetzung mit neueren redekritischen und argumentationsanalytischen Untersuchungen versucht Borst zu belegen, dass diese zur Analyse von Bundestagsreden ungeeignet seien, da sie den Sprachgebrauch in Parlamentsreden präjudizierten und den "gerade für rhetorische Äußerungen typisch-autonomen, wiewohl kontextabhängigen Umgang mit Sprache bzw. Argumenten" missachteten (96). Aus den erkannten Defiziten der vorhandenen Ansätze entwickelt Borst ein eigenes, stark an die objektive Hermeneutik von Oevermann angelehntes Verfahren der sequenziellen Feinanalyse von Bundestagsdebatten, das er zunächst theoretisch umreißt, um es dann exemplarisch an Ausschnitten aus einer Debatte durchzuexerzieren. Borst erbringt so den Beweis für die Notwendigkeit eines speziell auf parlamentarische Redehandlungen zugeschnittenen Analysemaßstabs. Im Anschluss an die exemplarische Einzelfalluntersuchung verweist Borst in einem sehr kurzen Ausblick auf zukünftige Forschungsperspektiven des von ihm entwickelten Ansatzes und mögliche Anschlüsse an bestehende Forschungsgebiete. Ein Resümee der aus der exemplarisch durchgeführten Analyse gewonnenen Erkenntnisse, vor allem auch im Hinblick auf ihre Verallgemeinerungsfähigkeit, bleibt der Verfasser schuldig. Inhaltsübersicht: I. Fraktionelle, textuelle und geschäftsordnungsrechtliche Rahmenbedingungen der entscheidungsorientierten Bundestagsrede; II. Sprachpragmatische Überlegungen zur Funktion und zum Typus parlamentarischer Redehandlungen; III. Sprach- und Argumentationsanalyse in bisherigen Untersuchungen politisch-parlamentarischer Reden – Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines sprachpragmatischen Ansatzes; IV. Die Methodologie eines sequenzanalytischen Verfahrens zur Untersuchung parlamentarischer Redehandlungen; V. Das Verfahren der sequentiellen Feinanalyse; VI. "Ihre eigene Konzeptionslosigkeit" – beispielhafte Sequenzanalyse zweier Bundestagsreden im Rahmen einer Debatte zu Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vom 5. Juni 1997.
Tanja Pritzlaff (TP)
Dipl.-Politologin, wiss. Mitarbeiterin, Zentrum für Sozialpolitik, Universität Bremen.
Rubrizierung: 2.35 | 2.321 Empfohlene Zitierweise: Tanja Pritzlaff, Rezension zu: Timo Borst: Die Praxis in der Präsentation. Wiesbaden: 1999, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11739-die-praxis-in-der-praesentation_13983, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 13983 Rezension drucken