Ein Jahr nach dem Ende des Kosovo-Kriegs ist die Linke in Deutschland aufgewacht und meldet sich mit einer Vielzahl von Veröffentlichungen über die Rolle der Bundesrepublik zurück. Gleichzeitig liest man auch in der Presse immer häufiger ausgesprochen kritische Berichte und Bewertungen zu den damaligen Entscheidungen der rotgrünen Regierung. Der Autor dieses Buchs vertritt die unnachgiebig formulierte These, "dass keine andere Nato-Macht diesen Konflikt so wie Deutschland geschürt hat: zielstrebig, bewusst und die Vorgaben der Vereinten Nationen vorsätzlich missachtend" (11). Er geht sogar noch einen Schritt weiter, indem er Deutschland unterstellt als "langjährige Schutzmacht der 'Kosovo-Befreiungsbewegung' UCK ein ebenso langfristig angelegtes wie klar umrissenes Ziel [verfolgt zu haben]: Das Kosovo sollte mithilfe der NATO-Luftangriffe in ein Protektorat verwandelt werden, um so die Abspaltung der Provinz von Jugoslawien zu forcieren." (12) Leider legt er zum Beweis dieser Thesen jedoch kein neues Material vor, sondern bearbeitet und interpretiert lediglich Zeitungsveröffentlichungen. Zudem verzichtete er auf Gespräche mit beteiligten Diplomaten. Küntzels Fundamentalkritik der deutschen Kosovo-Politik hat deshalb im Sinne einer Anregung der längst überfälligen Grundsatzdiskussion über das deutsche bzw. westliche Verhalten in dieser Krise ihre Berechtigung. Sie ersetzt jedoch keine wissenschaftlich-systematische Analyse dieses Themas. Inhaltsübersicht: Ein Aufstand und seine Folgen; Die Krise wird angeheizt (März bis April 1998); Die UCK; Militärische Intervention im Kosovo? (Mai bis Juli 1998); Deutsche Interessen: Das Kosovo unter NS-Herrschaft; Die Achse Tirana - Bonn; Chaos und Krise als "schöpferische Kraft"; Eth(n)ischer Imperialismus; Die deutsche Linie im Kosovo. Der NATO-Einsatz wird beschlossen (August bis Oktober 1998); Interessen der USA; Vorkrieg (November 1998 bis März 1999); Hinter der Fassade.