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Stéphane Bruchfeld / Paul A. Levine

Erzählt es euren Kindern. Der Holocaust in Europa. Übersetzung und Bearbeitung der deutschen Ausgabe von Robert Bohn und Uwe Danker

München: C. Bertelsmann 2000; 160 S.; 2. Aufl.; 14,90 DM; ISBN 3-570-12531-9
Das Buch basiert auf einer schwedischen Publikation, die im Rahmen des Projekts "Lebendige Geschichte" auf Anregung von Ministerpräsident Göran Persson in Schweden kostenlos und mit einer Millionenauflage verteilt wurde. Bruchfeld und Levine, beide Historiker im Programm für Holocaust- und Genozid-Studien der Universität Uppsala, hatten sich zum Ziel gesetzt, "eine Geschichte des Holocaust zu schreiben, die Eltern als Ausgangspunkt benutzen können für ein Gespräch mit ihren Kindern über menschliche Moral, demokratische Werte und soziale Ethik" (6). Die Bearbeiter der deutschen Ausgabe, Bohn und Danker vom Institut für schleswig-holsteinische Zeit- und Regionalgeschichte, empfehlen in ihrem Vorwort das Buch für Kinder spätestens ab der neunten Klasse. Der Text will in der Tat durch viele Bilder, Karten, Zitate, Informationskästen sowie abgesetzte Zeittafeln den unmittelbaren Einstieg in die Beschäftigung mit dem Thema auch für Heranwachsende ermöglichen. Die knappe Darstellung bemüht sich um hohe Authentizität, indem immer wieder auf Berichte, Notizen und Zitate von Zeitzeugen - Opfern und Tätern - verwiesen wird. An den Beginn wurde die grauenvolle Geschichte der "Kinder vom Bullenhuser Damm" gesetzt, die nach entsetzlichen Menschenversuchen im Keller einer Hamburger Schule wenige Tage vor Kriegsende umgebracht wurden. Danach setzt die Darstellung mit jüdischem Leben vor dem Krieg ein, um dann die verschiedenen Stadien der Entrechtung bis hin zu Deportation und Massenmord zu schildern. In den Text eingewoben sind kurze Absätze etwa zu Anne Frank oder der Praxis der Euthanasie im Dritten Reich. Ein eigenes Kapitel ist den "Zuschauern" und den Optionen des Widerstands gewidmet. Die Schilderung scheut nicht vor der direkten Konfrontation mit dem Schrecken des Holocaust zurück - die Lektüre ist insofern auch wirklich darauf angewiesen, in Gespräch und Diskussion um die dargelegten Schicksale und Ereignisse eingebettet zu sein.
Manuel Fröhlich (MF)
Prof. Dr., Juniorprofessur für Politikwissenschaft, Universität Jena (www.manuel-froehlich.de).
Rubrizierung: 2.312 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Manuel Fröhlich, Rezension zu: Stéphane Bruchfeld / Paul A. Levine: Erzählt es euren Kindern. München: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/11876-erzaehlt-es-euren-kindern_14165, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 14165 Rezension drucken