Schlagwörter wie die "Wertegemeinschaft der europäischen Staaten" (7) oder die gemeinsame Prägung der europäischen Völker durch die Antike verstellen oft den unbefangenen Blick auf die Realitäten des politischen Eingungsprozesses in Europa. Daß "durchaus gewichtige Unterschiede im Staats- und Verfassungsdenken" (7) bestehen, wird durch solche, die Identität Europas beschwörende Aussagen oft verwischt. Den Blick gerade auf diese Verschiedenartigkeit zu lenken, ist das Ziel des vorliegenden Werkes, in dem der Autor Entwicklung und Gegenwart des demokratisch-parlamentarischen Systems in Deutschland, Frankreich und Großbritannien analysiert. Ausgehend von den revolutionären Umbrüchen Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts in Deutschland und Frankreich bzw. Ende des 17. Jahrhunderts in Großbritannien wird die unterschiedliche Herausbildung und inhaltliche Aufladung zentraler politischer Begriffe wie Souveränität, Staat, Nation, Föderalismus und Parlament gezeigt. Die so konstituierten eigenen Traditionen seien oftmals der Grund für "zahlreiche und zum Teil bedeutsame Abstimmungsschwierigkeiten der drei Staaten, zum Beispiel über die in der EU zu verfolgende Politik" (139). Inhaltsübersicht: I. Revolutionäre Bewegungen des 18. Jahrhunderts; II. Die weitere Entwicklung in Deutschland; III. Die weitere Entwicklung in Frankreich; IV. Zur Entwicklung des heutigen parlamentarischen Systems Großbritanniens; V. Die britische Demokratie heute; VI. Warum entstand die parlamentarische Demokratie in Deutschland so spät? VII. Einige der wesentlichen Unterschiede in den Staats- und Regierungssystemen der drei Staaten; VIII. Ausblick.