Politik und Regieren in Deutschland. Strukturen, Prozesse, Entscheidungen
Diesem als Lehrbuch konzipierten Band kommt das Verdienst zu, die politische Ordnung der Bundesrepublik Deutschland aus systemtheoretischer Perspektive in den Blick zu nehmen, ohne gleichzeitig die phänomenologisch erschließbaren Einsichten über das politische Handeln konkreter Akteure durch den wissenschaftstheoretischen Rost der Systemtheorie fallen zu lassen. So kommt der öffentlichen Rede, die als originär politische Aktivität gewürdigt wird, sowie auch der medialen Inszenierung und Begleitung von politischen Abläufen große Bedeutung zu. Das Regierungshandeln von Amtsinhabern wird vor dem Hintergrund ihrer vielfach verschränkten gesellschaftlichen Einbindung interpretiert, und die in zahlreichen Beispielen dokumentierte Amtspraxis wird als Regierungsstil und Qualität politischer Führung in ihrer institutionellen Dimension verortet. So gelingt es Korte und Fröhlich, die wechselseitigen Bezüge zwischen Sach-, Macht- und Personalfragen aufzuzeigen und insbesondere in ihrer öffentlichkeitswirksamen Bedeutung zu veranschaulichen. Sosehr die Autoren zu Recht darauf verweisen, keine „Verfassungskunde" im herkömmlichen Sinne geschrieben zu haben, sosehr legen sie mit diesem Buch eine Verfassungskunde vor, die die Frage nach der institutionellen Verfassung auf die Frage nach der Verfasstheit der repräsentierenden Akteure bezieht. Das heißt, politische Macht wird als Gestaltungsmacht gesehen, die in ihrer originär politischen Dimension auf tätige Unterstützung angewiesen ist und daher beständig um diese wirbt.