Die Textur des Sozialen. Schlüsselbegriffe einer Philosophie der Gesellschaft
Sozialphilosophien bewegen sich vielfach an der Schnittstelle von Gesellschaftstheorie und praktischer Philosophie und in der Regel verfügen sie über eine normative Ausrichtung. Davon hebt sich diese deutlich ab – der Autor möchte „die Möglichkeit einer normativen Sozialphilosophie zugunsten einer rein analytisch verfahrenden Disziplin [...] bestreiten“ (10). Für diese Zwecke formuliert er eingangs zwei Prämissen, die den Gegenstand einer analytisch ansetzenden Sozialphilosophie eingrenzen. Die Soziabilität des Menschen verweist einerseits auf das Faktum der Pluralität: Menschen leben typisch in hierarchisierten Gruppen, deren regelgeleitete Interaktionen in wesentlicher Hinsicht mit der Verfolgung von Interessen zu tun haben. Andererseits dient der Begriff der Interessenverfolgung dem Anschluss an klassische Bestimmungen der Anthropologie: Als Mängelwesen ist der Mensch auf das Zusammenleben mit anderen angewiesen. Diese Überlegungen erlauben es dem Autor, die Eigenständigkeit des Sozialen gegenüber dem Politischen zu markieren: Das Soziale wie das Politische seien jeweils genuine Bereiche und allein durch Politisierung entstehe eine Schmittmenge zwischen beiden. In der darauf aufbauenden Einführung von Schlüsselbegriffen befasst sich Schmitz zunächst mit rein interpersonalen Relationen wie Neid, Wohlwollen, Freundschaft und Feindschaft; die zweite Gruppe von Begriffen bezieht sich auf Relationen einer objektvermittelten Interpersonalität, wozu Eigentum, Arbeit, Gerechtigkeit und Gesellschaft gehören. Im Rahmen seines anthropologisch fundierten handlungstheoretischen Ansatzes kommt Schmitz dann zu Bestimmungen, die Politikwissenschaftler mindestens verblüffen dürften: so wenn er der Außenpolitik den sozialen Charakter abspricht oder Macht und Herrschaft nicht als genuin politische (sondern soziale) Begriffe versteht. Vollends verblüffend ist jedoch, wenn er – in einer sehr selektiven Arendt-Interpretation – behauptet: „Gelangen die Sphären des Politischen und des Sozialen zur Deckungsgleichheit, dann ist allerdings die Freiheit der Bürger verloren, dann lebt man in einer Wohlfahrtsdiktatur.“ (209)