Kennedy, renommierter Historiker an der Universität Yale, versteht seine Einführung in die Geschichte der Vereinten Nationen (VN) als ein Buch für die politische Praxis. Die Ursprünge, Ziele und Probleme der VN sollten „für jeden gebildeten Menschen fester Bestandteil seines Allgemeinwissens sein“ (14), denn aus Kennedys Sicht benötigt die Menschheit mehr denn je eine „Vision vom echten globalen Gemeinwohl“ (186). Zunächst wird daher die historische Phase bis zur Gründung der Weltorganisation eingehend dargestellt, denn die Ziele und Intentionen der Urheber der VN liefern gleichsam den Maßstab für das Buch. Das Projekt einer Weltregierung mit den Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit, des Dialogs und des sozialen Fortschritts hält Kennedy prinzipiell für alternativlos. Wie seine, freilich angesichts der Fülle an Teilorganisationen und Politikprogrammen immer nur exemplarische, Darstellung der verschiedenen Tätigkeitsbereiche der VN zeigt, haperte es jedoch häufig an der Umsetzung. Die unzähligen Überschneidungen zwischen den Aufgaben verschiedener VN-Bürokratien und eine meist eher politische als professionelle Personalpolitik haben in der VN-Geschichte zu allerlei Ineffizienz geführt. Die gemischte Erfolgsbilanz, die Kennedy zieht, wird ergänzt um Überlegungen zur Reform und zur fortschreitenden Demokratisierung der VN. Das liberale Credo und die unverhohlene Sympathie des Autors mit seinem Objekt mag vielleicht zu optimistisch und vor allem zu wenig herrschaftskritisch sein. In jedem Fall jedoch bietet das Buch die klare und verständliche Gesamtdarstellung einer hochkomplexen Organisation und ihres historischen Kontexts.