Forschung und Schriften von Heiner Ganßmann, bis zu seiner Emeritierung Professor für Soziologie an der Freien Universität Berlin mit dem Schwerpunkt Sozialstruktur und theoretische Grundlagen der Soziologie, zeugen von einer ebenso originellen wie kreativen Verknüpfung von Marx und Weber. Diese Verbindung von Prämissen der sinnverstehenden Soziologie mit einem theoretischen Konzept, das den Systemcharakter der kapitalistischen Gesellschaft unterstreicht, hat Ganßmann inspirierend und kritisch zugleich auf sein zentrales Thema, die Ökonomie der Gesellschaft, bezogen. Das belegen vielleicht am deutlichsten seine Arbeiten zur Geldtheorie; eine genuin soziologische Perspektive kann keinen neutralen Begriff des Geldes – sei es als Tauschmittel, sei es als Kommunikationsmedium – akzeptieren, weil über Geld stets gesellschaftliche Herrschaftsverhältnisse reproduziert werden. Den Nexus von Geld und Herrschaft hat Ganßmann dann konkret analysiert in seinen Studien zur Entwicklung des Arbeitsmarktes einerseits und den funktionalen Abhängigkeiten zwischen Sozialstaat und Ökonomie andererseits. Die Beiträge der Festschrift folgen anhand von drei Themen – Geld und Verteilungspolitik, ökonomische bedingte Ungleichheiten, Globalisierungsfolgen – der Grundintention Ganßmanns, dass nämlich „jene Sachverhalte, welche die Ökonomie in ihren Basiskategorien fasst, gesellschaftlich konstruiert sind“ (13). So kann eine soziologische Auseinandersetzung mit dem Gegenstandsbereich der ökonomischen Wissenschaften zu Recht darauf verweisen, dass die Ökonomie der Gesellschaft aus dem Handeln von Akteuren unter spezifischen sozialen und grundsätzlich veränderbaren Restriktionen hervorgeht.