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Henrik Steglich

Rechtsaußenparteien in Deutschland. Bedingungen ihres Erfolges und Scheiterns

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2010 (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 39); 457 S.; 62,- €; ISBN 978-3-525-36915-9
Mit großem methodischem Aufwand widmet sich Steglich den Erfolgsbedingungen der Rechtsaußenparteien NPD, DVU und REP in Deutschland. Einem erweiterten Qualitative-Comparative-Analysis-Ansatz folgend, überführt er das zu erklärende Phänomen „Erfolg“ und die erklärenden Bedingungen „Agenda“, „Wirtschaft“, „Etabliert“, „Konkurrenz“, „Organisation“, „Ressourcen“ und „Ideologie“ in ein „Fuzzy Set“, um so „komplexe Kausalbeziehungen zu analysieren“ (78). Im Ergebnis stellt sich eine „günstige Themenagenda“ (228) als notwendige, aber nicht hinreichende Bedingung rechtsextremer Wahlerfolge heraus. Steglich interessiert das Zusammenspiel der diversen Faktoren, da er von verschiedenen Wegen zum Erfolg ausgeht. Dabei kann ideologische Härte, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland insbesondere die NPD zeigt, durchaus zum Erfolg führen. Auf Grundlage seiner Ergebnisse diskutiert Steglich die Perspektiven der drei Parteien. Dieser Abschnitt ist nicht in allen Punkten nachvollziehbar. So wird beispielsweise das „Vier-Säulen-Konzept“ der NPD als „umfassende Strategie zur Gewinnung der politischen Macht“ (246) perzipiert. Dies ist falsch, da die NPD erwartet, dass ihr die politische Macht nach einem sicher erwarteten „Crash“ des „Systems“ zufallen werde; die „vier Säulen“ sollen nur die politische Arbeit bis zu diesem „Tag X“ strukturieren und die Integration des „nationalen Lagers“ unter Führung der NPD befördern. Verfehlt ist die Beschreibung der NPD-Feindbilder (238), die fast völlig auf das „politische System“ reduziert werden; sogar die Agitation gegen Ausländer wird als populistische Strategie bezeichnet und zur Funktion des Kampfes gegen dieses „System“ minimiert. Wichtige Feindbilder, wie der politische Gegner von links, vor allem aber das antisemitische Syndrom der NPD werden gar nicht erwähnt. Ob sich der methodologische Aufwand gelohnt hat, bleibt zweifelhaft: Die Ergebnisse sind überwiegend nicht allzu überraschend und mit anderen Methoden auch bereits erzielt worden. Steglichs frühere Studie über die NPD in Sachsen (ID-Nr 29637) war konkreter und damit auch instruktiver.
Gideon Botsch (GB)
Dr., Dipl. Pol., wiss. Mitarbeiter, Moses Mendelssohn Zentrum für europäisch-jüdische Studien Potsdam (http://www.mmz-potsdam.de).
Rubrizierung: 2.37 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Gideon Botsch, Rezension zu: Henrik Steglich: Rechtsaußenparteien in Deutschland. Göttingen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32116-rechtsaussenparteien-in-deutschland_38308, veröffentlicht am 26.07.2010. Buch-Nr.: 38308 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken