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Stephan Kaufmann / Tadzio Müller

Grüner Kapitalismus. Krise, Klimawandel und kein Ende des Wachstums

Berlin: Karl Dietz Verlag 2009 (Einundzwanzig); 269 S.; 19,90 €; ISBN 978-3-320-02211-2
Für Candeias und Nuss hat sich das Potenzial der neoliberalen Ideologie erschöpft, deshalb sehen Sie die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre in einem Zusammenspiel ökonomischer, sozialer und ökologischer Probleme. Zudem ist für sie allein der grüne Kapitalismus, auch Green New Deal genannt, dazu in der Lage, gesellschaftliche Strahlkraft zu entfalten und einen neuen politischen Akkumulationsschub zu bewirken. Trotzdem wird auch dieser von den Autoren kritisch hinterfragt. Dies gilt insbesondere für den Versuch, die Arbeitslosigkeit mithilfe grüner Technologien zu bekämpfen: „Die Rettung der Natur, der Politik und der Wirtschaft wird so v. a. zu einer Frage der richtigen Technik, Mensch und Natur werden in diesem Projekt subsumiert unter die Notwendigkeiten des kapitalistischen Standortes, was ihnen insgesamt nicht gut bekommen dürfte.“ (15). Die Studie erscheint in der Reihe Einundzwanzig, in der konkrete Utopien im Geiste der radikalen Realpolitik Rosa Luxemburgs diskutiert werden. Damit möchten sich die Autoren in die aktuelle politische Debatte einbringen. Sie liefern eine Bestandsaufnahme im Bereich der ökologischen Modernisierung und untersuchen die unterschiedlichen Konzepte des Green New Deal in Hinblick auf ihre ökonomischen und ökologischen Widersprüche. Kaufmann und Müller kritisieren, dass der Green New Deal an den Wachstums- und Akkumulationsimperativen der Wirtschaft nichts verändern wollen würde. Als Gegenkonzepte diskutieren sie die Klimagerechtigkeit in Hinblick auf die Anerkennung der ökologischen Schulden des Nordens sowie die Möglichkeit einer solidarischen gesellschaftlichen Transformation unter Berücksichtigung des globalen Kampfes um Energie-, Ressourcen- und Ernährungssouveränität. Eine der wichtigsten intellektuellen Aufgaben der Zukunft sehen sie in der Entwicklung von Konzepten, die ohne Wirtschaftswachstum auskommen und die die Autoren als postkapitalistisch charakterisieren.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.22 | 2.2 | 2.3 | 2.341 | 4.43 | 2.64 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Stephan Kaufmann / Tadzio Müller: Grüner Kapitalismus. Berlin: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32120-gruener-kapitalismus_38315, veröffentlicht am 27.05.2010. Buch-Nr.: 38315 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken