Skip to main content
Christoph Haferburg / Malte Steinbrink (Hrsg.)

Mega-Event und Stadtentwicklung im globalen Süden. Die Fußballweltmeisterschaft 2010 und ihre Impulse für Südafrika

Frankfurt a. M./Wien: Brandes & Apsel/Südwind 2010 (Perspektiven Südliches Afrika 3); 258 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-86099-645-4
Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft würden „im globalen Süden ungleich stärkere Wirkungen auf die (Stadt-)Entwicklung hervorrufen und auch folgenschwerer für die Bevölkerung [sein] als im globalen Norden“ (19), lautet eine der Thesen, die in diesem interdisziplinären Band diskutiert werden. Untersucht werden die innen- und außenpolitischen Symbolwirkungen vor der Fußball-WM 2010 in Südafrika, die erwarteten Hoffnungen auf wirtschaftliche Impulse, aber auch Befürchtungen von sozialen Belastungen. Den Schwerpunkt bilden die möglichen sozialen und ökonomischen Wirkungen auf die Stadtentwicklung. Breiten Raum nimmt die Frage der Sicherheit ein, die die mediale Berichterstattung im Vorfeld der WM beherrschte. Zudem wird nach den sozialen Folgekosten der Infrastrukturmaßahmen wie Umsiedlungen und Marginalisierungen einzelner Bevölkerungsgruppen gefragt. In ihrer polit-ökonomischen Analyse benennt Scarlett Cornelissen unmissverständlich die wahren Sieger des Cups: die von ihr als „Zaren“ (28) bezeichneten kommerziellen Eigner des globalen Fußballsports. Aufgrund der eindeutig profitorientierten Ambitionen einer globalen Unternehmensklasse habe das „Mega-Event“ exklusiven und exkludierenden Charakter. Hatten die südafrikanischen Behörden in ihren Planungen noch damit geworben, dass auch Teile der lokalen Bevölkerung beispielsweise durch Merchandising-Aktivitäten von der Fußball-WM profitieren könnten, so mussten sie sich faktisch den Verordnungen der FIFA unterordnen, die gerade solche Aktivitäten unterbanden. „Im Spannungsfeld zwischen Gewinnansprüchen und Besitzstandssicherung dieser globalen Akteure“, resümiert die Autorin, „haben die gastgebenden Behörden wenig Raum, die Eventplanung so zu steuern, dass Impulse im Sinne der eigenen Zielsetzung zu erwarten sind“ (40). Diese Einschätzung wird von weiteren Autoren geteilt, die in ihren Beiträgen beispielhaft die massive Einschränkung der städtischen Planungshoheit herausstellen. In zwei Beiträgen – zur Frage der Sicherheit und zum Thema „Raumaufteilung“ – wird ein vergleichender Blick auf die WM 2006 in Deutschland geworfen.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.67 | 2.21 | 2.26 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Christoph Haferburg / Malte Steinbrink (Hrsg.): Mega-Event und Stadtentwicklung im globalen Süden. Frankfurt a. M./Wien: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32489-mega-event-und-stadtentwicklung-im-globalen-sueden_38768, veröffentlicht am 10.08.2010. Buch-Nr.: 38768 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken