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Hubert Mania

Kettenreaktion. Die Geschichte der Atombombe

Berlin: Rowohlt 2010; 351 S.; 22,95 €; ISBN 978-3-498-00664-8
Der Autor wirft Schlaglichter auf die Entwicklungsstadien der Kernphysik. Er beginnt mit der Entdeckung der Radioaktivität durch den Berliner Apotheker Klaproth im Jahr 1789 und der des Radiums durch Marie Curie im Jahr 1897 und endet mit dem erfolgreichen Test der ersten Atombombe „Trinity“ unter Robert Oppenheimer. Die einzelnen Kapitel heißen: Radioaktivität, Atomkern, Proton, Neutron, Transurane, Kernspaltung, Wettrüsten, Plutonium, Kettenreaktion, Fat Man, Kritische Masse und Trinity. Sie beschreiben die Zeitabschnitte, in denen der Autor in cineastischer Manier in die Szene zoomt und die Arbeit der wissenschaftlichen Akteure verfolgt. In „Kettenreaktion“ beleuchtet er die Lebensumstände Werner Heisenbergs und seiner Kollegen in Nazideutschland: „Doch da draußen hatte sich ein Regime etabliert, dass den Beamten Heisenberg zwingt, jede Vorlesung mit dem Hitlergruß zu eröffnen und den Namen Einsteins in Schrift und Vortrag nicht mehr zu erwähnen. Jetzt gibt es eine deutsche und eine jüdische Physik, was in absurder Konsequenz zu Naturgesetzen erster und zweiter Wahl führt“ (160). In „Kritische Masse“ greift er die Spannung in den konkurrierenden Forschungszentren vor dem letzten Test auf: „Das zehn Grad Celsius kühle Wasser des Columbia River rauscht unter Hochdruck durch den Kern des Atommeilers. Dabei umspült es 1500 mit Uranbrennstäben gefüllte Aluminiumrohre. Nur wenige hundert Meter entfernt stehen die Wohnbaracken für 42 000 Arbeiter in der ‚räudigen’ Landschaft von Hanford, Washington“ (293). Im Zentrum steht hier eine gleichermaßen charismatische und umstrittene Forscherpersönlichkeit: „Robert Oppenheimer unterstützt die Entscheidung des Zielkomitees. Er weiß nur zu gut, dass sein ‚Baby’ vielen tausend Zivilisten den Tod bringen wird. Doch die Zweifel am eigenen Tun hat der einstmals so nachdenkliche Theoretiker längst in den Hintergrund gedrängt.“ (307). Die einzelnen Kapitel dieses spannungsgeladenen Werkes gleichen einer sich potenzierenden Kettenreaktion, die mit der Trinity-Bombe an Bord eines B-29-Bombers im Sommer 1944 ihr Ende findet.
Marinke Gindullis (MG)
Politikwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 4.1 Empfohlene Zitierweise: Marinke Gindullis, Rezension zu: Hubert Mania: Kettenreaktion. Berlin: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32558-kettenreaktion_38860, veröffentlicht am 08.12.2010. Buch-Nr.: 38860 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken