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Peter Ruggenthaler / Walter M. Iber (Hrsg.)

Hitlers Sklaven – Stalins "Verräter" Aspekte der Repressionen an Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen. Eine Zwischenbilanz

Innsbruck/Wien/Bozen: Studien Verlag 2010 (Veröffentlichungen des Ludwig Boltzmann-Instituts für Kriegsfolgenforschung 14); 382 S.; 36,90 €; ISBN 978-3-7065-4869-4
Während des Zweiten Weltkrieges wurden rund 3,2 Millionen sowjetische Zivilisten sowie über zwei Millionen Kriegsgefangene von den Nationalsozialisten zur Zwangsarbeit in das Deutsche Reich deportiert. Nach dem Krieg wurden diese Menschen von Stalin als „Verräter der Heimat“ (12) stigmatisiert – seiner Auffassung nach hatten sie nicht für den Sieg über den Faschismus gekämpft. Stalins Misstrauen ihnen gegenüber drückte sich auch in der sowjetischen Repatriierungspolitik aus. Kaum waren die ehemaligen Zwangsarbeiter befreit, fanden sie sich in Lagern der sowjetischen Staatssicherheit wieder und wurden ausführlich überprüft. Zwar bekamen die Repatrianten de jure ihre vollen Bürgerrechte zurück, aber im Alltäglichen gab es Benachteiligungen: „Probleme bei der Arbeitssuche, bei der Zulassung zu einer höheren Ausbildung, Mobbing am Arbeitsplatz, das Gefühl, nicht willkommen zu sein.“ (89) Die Autoren des Sammelbands, der auf eine Tagung im Dezember 2006 an der österreichischen Universität Graz zurückgeht, erforschen in erster Linie die Repatriierungspolitik in den baltischen Sowjetrepubliken, in Weißrussland, der Westukraine und im Nordkaukasus. So zeigt sich, dass die Repatriierungspolitik in den baltischen Republiken weniger erfolgreich war. Von den beispielsweise 90.000 Personen, die im Deutschen Reich Zwangsarbeit leisten mussten, kehrten nach Kriegsende nur 33.000 in die Sowjetrepublik Estland zurück. Der Rest blieb im Ausland, um sich dort eine Existenz aufzubauen. Insgesamt erklärte die sowjetische Führung im Dezember 1952, dass die Repatriierung „grundsätzlich erfüllt“ (97) sei – im Zeitraum von 1945 bis Juli 1952 waren über fünf Millionen ehemalige Zwangsarbeiter in die UdSSR zurückgekehrt.
Wilhelm Johann Siemers (SIE)
Dipl.-Politologe, Journalist, Redakteur der Sprachlernzeitschrift vitamin de, Florenz.
Rubrizierung: 2.62 | 2.4 | 2.312 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Johann Siemers, Rezension zu: Peter Ruggenthaler / Walter M. Iber (Hrsg.): Hitlers Sklaven – Stalins "Verräter" Innsbruck/Wien/Bozen: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32582-hitlers-sklaven--stalins-verraeter_38891, veröffentlicht am 13.10.2010. Buch-Nr.: 38891 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken