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Horst Poller

Mehr Freiheit statt mehr Sozialismus. Wie konservative Politik die Krisen bewältigt, die sozialistisches Wunschdenken schafft

München: Olzog 2010; 249 S.; brosch., 19,90 €; ISBN 978-3-7892-8373-4
Nach dem totalen Zusammenbruch des Dritten Reichs und den 70er-Jahren mit der stetig steigenden Staatsverschuldung erlebe er mit der gegenwärtigen Weltwirtschaftskrise nunmehr die dritte große Krise, schreibt der Autor einleitend. Ein Blick auf die Ursachen dieser Krisen zeige schnell, schuld sei „immer wieder sozialistisches Wunschdenken“ gewesen. Der Sozialismus erliege mit seiner „Illusion von Gleichheit“ und seinem utopischen Versprechen umfassender sozialer Sicherheit einem fatalen Irrtum, leugne wirtschaftliche Realitäten und „deformiert die Gesellschaft bis zum Zusammenbruch“ (7). Poller skizziert in eben diesem Sinne die Grundpositionen von Konservatismus, Liberalismus und Sozialismus. Die Problemlösungskompetenz konservativer Politik für Krisen erläutert der Autor anhand dreier Beispiele, die mit den Namen Ludwig Erhard, Margaret Thatcher und Ronald Reagan verbunden sind. Dabei, so resümiert er seine Ausführungen, habe der Erfolg nicht in den Einzelmaßnahmen begründet gelegen, sondern darin, dass es jeweils gelungen sei, „die Einstellung der Mehrheit der Bürger zu ändern, in Richtung auf konservative Werte zu lenken, und damit Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Stolz auf die eigene Leistung zu wecken“ (65). Was dies beispielsweise konkret für die Bildungspolitik bedeutet, zeigt sich, wenn Poller sich zu den Ergebnissen der zweiten PISA-Studie zur Benachteiligung von Arbeiterkindern äußert. Zuvor hatte er noch das Hohelied der Chancengleichheit gesungen, nun heißt es lapidar: „Nicht die soziale Herkunft entscheidet über den Schulerfolg, sondern die Bildungswilligkeit“ (203). Die Chancen seien für alle auch hier gleich, behauptet er schlicht, sie würden nur unterschiedlich genutzt. Noch konservativer zeigt sich der Autor in der Umweltpolitik, hier spricht er gar vom „angeblichen ‚Treibhauseffekt‘“ (209). Dass es in der Regierungszeit des konservativen Bundeskanzlers Helmut Kohl zu einem enormen Reformstau gekommen war, der nun ausgerechnet unter der folgenden rot-grünen Bundesregierung angegangen wurde, konstatiert Poller immerhin dann noch, allerdings ohne hierfür eine Erläuterung zu bieten.
Timo Lüth (TIL)
Student, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.2 | 2.22 | 2.61 | 2.64 | 2.313 | 2.315 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Timo Lüth, Rezension zu: Horst Poller: Mehr Freiheit statt mehr Sozialismus. München: 2010, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/32779-mehr-freiheit-statt-mehr-sozialismus_39150, veröffentlicht am 25.10.2010. Buch-Nr.: 39150 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken