Die Autoren beleuchten aktuelle Handlungsfelder im Betreuungs- und Pflegebereich und analysieren die Arbeit ziviler und staatlicher Einrichtungen aus einer geschlechterkritischen Perspektive. Sie kritisieren mangelnde Betreuungsangebote für Kinder sowie durch zu wenig Pflegepersonal, eine zu schlechte Bezahlung und zu enge Zeitplanung hervorgerufene Missstände in Pflegeheimen. Maria A. Wolf bewertet Hausaufgaben-Arbeit als eine Privatisierung staatlicher Schularbeit. Sie prangert an, dass das Halbtagsschulsystem eine Frauenspaltung in sichtbare bezahlte Lehrerinnenarbeit und unsichtbare unbezahlte Mütterarbeit begünstige. Wolf fordert daher eine zeitgemäße Schule, die sich den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen stelle und pädagogisch professionell gestaltet sei. Nur so könne ein wichtiger Beitrag für eine gerechtere Umverteilung im Bereich der Versorgung und Erziehung gewährleistet werden. Bettina Haidinger untersucht die Arbeits- und Lebensbedingungen von Migrantinnen in Österreich. In der Rund-um-die-Uhr-Betreuung jüngerer behinderter Personen sowie in der Kinderbetreuung stellt sie einen signifikanten Beschäftigungszuwachs von Frauen aus Nicht-EU-Ländern fest. Diese würden oft ohne sozialversicherungs- und arbeitsrechtliche Absicherung oder Aufenthaltsrecht in Österreich pflegen und vielfach nicht nur beim Arbeitgeber beschäftigt sein, sondern auch dort wohnen. Haidinger fordert für diese Hausarbeiterinnen ein Recht auf selbstbestimmtes Arbeiten und Entscheiden ohne die Einmischung von Familienangehörigen sowie geregelte Aufgaben, Ruhe-, Bereitschafts- und Arbeitszeiten. Darüber hinaus möchte sie die Privatheit der Beziehung zwischen Pflegerin und Patient oder Patientin in der häuslichen Pflege aufheben und damit diese gesellschaftlich notwendige Arbeit sichtbar machen.