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Torsten Kühne

Der Währungsfonds als Instrument alter Mächte? USA, Deutschland und die EU: Positionen und Rollenbilder in der Reformdebatte

Marburg: Tectum Verlag 2011; 109 S.; 24,90 €; ISBN 978-3-8288-2575-8
Diplomarbeit Erlangen-Nürnberg; Begutachtung: S. Fröhlich. – Seit Jahren wird über eine Reform des Internationalen Währungsfonds nachgedacht, infolge der Finanzkrise im Herbst 2008 hat sich diese Debatte intensiviert. Welche Vorstellungen haben die Schlüsselakteure des Währungsfonds – die USA, Deutschland und die Europäische Union – hinsichtlich der strukturellen und konzeptuellen Reform des IWF? Kühne beschreibt die Vereinigten Staaten als einen Akteur, der traditionell einen großen Einfluss auf den IWF ausübt. Dieser resultierte nicht nur aus dem größten Stimmgewicht, sondern auch aus der räumlichen Nähe zur US-Regierung und zu amerikanischen Lobbygruppen. Letztere bezieht der Autor mit in seine Untersuchung ein und spricht von „inoffiziellen Einflusskanälen“ (15), wozu er auch die international tätigen Banken an der Wall Street zählt. So sei es wenig überraschend, dass die USA für einen Währungsfonds plädierten, der Marktprozesse stärker bei seinen Handlungen berücksichtige. Eine deutliche Reduzierung der vom IWF wahrgenommenen Aufgaben werde angestrebt, der Fonds solle sich auf eine „Überwachungsaufgabe“ (86) im Bereich der Wechselkurskontrolle konzentrieren. Durch eine stärkere Einbindung der aufstrebenden Ökonomien sollten diese zu einem für Amerika vorteilhaften Agieren in den internationalen Wirtschafts- und Finanzbeziehungen bewogen werden, um so ein Druckmittel gegenüber China zu erhalten. Eine Instrumentalisierung des IWF für außenpolitische Ziele sei auf US-Seite durchaus erkennbar – der Autor spricht gar davon, dass der IWF den USA als „Instrument“ (87) diene. Deutschland – das Land mit dem drittgrößten Stimmgewicht – plädiere für eine Stärkung des IWF als multilateral getragenes Organ und für weiteres Engagement desselben in Entwicklungsländern. Die Bundesrepublik setze sich für einen stärkeren Einfluss bisher schwach vertretener Staaten ein. Eine Sonderrolle nehme die EU ein: Zwar ist sie kein formales Mitglied des IWF, aber dennoch werden ihr Partizipationsrechte zugestanden, sie tendiere im Reformprozess eher dazu, so Kühne, bestehende Aufgaben auszuweiten. Ähnlich wie Deutschland, aber anders als die USA, halte die EU die Einbindung des Privatsektors in die Krisenbewältigung für unumgänglich. Während sich die USA vor allem für die Integration der aufstrebenden Schwellenländer stark machten, seien Deutschland und die EU eher Fürsprecher der Entwicklungsländer. Trotz aller Unterschiede zwischen den drei Akteuren gebe es einige Übereinstimmungen, die sich jedoch in ihren Beweggründen unterscheiden, lautet das Fazit des Autors.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.3 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Torsten Kühne: Der Währungsfonds als Instrument alter Mächte? Marburg: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33890-der-waehrungsfonds-als-instrument-alter-maechte_40608, veröffentlicht am 19.01.2012. Buch-Nr.: 40608 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken