Skip to main content
Emanuela Bozzini / Bernard Enjolras (Hrsg.)

Governing Ambiguities. New Forms of Local Governance and Civil Society

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (European Civil Society 11); 184 S.; 34,- €; ISBN 978-3-8329-6680-5
Governance-Theorien sind aus der politikwissenschaftlichen Analyse kaum mehr wegzudenken. Neben die strukturelle Beschreibung von Regierungsformen zwischen Netz, Markt und Hierarchie rücken dabei allerdings zunehmend auch die dahinter liegenden politischen Steuerungsmechanismen und -praktiken in den Mittelpunkt des Forschungsinteresses. Die Herausgeber und Autoren des Sammelbandes sehen sich selbst in der Tradition dieser zweiten „Forschungsgeneration“ (14). Während Governance-Ansätze – unabhängig davon, ob sie top-down-, bottom-up- perspektivisch oder plurizentrisch argumentieren – Regieren als sich selbst organisierendes, sich selbst steuerndes und in der Regel auch funktionierendes Handeln verstehen, fragen die Beiträger explizit nach der politischen Praxis. Gerade auf kommunaler Ebene bestimmten Interessenkonflikte das politische Alltagsgeschäft, so ihre Annahme. Diese seien durch unterschiedliche Rollenerwartungen privater und öffentlicher Akteure, konkurrierende politische Praktiken sowie aufgrund von Machtgefällen innerhalb politischer Netzwerke sogar unumgänglich. Das Hauptaugenmerk der Autoren richtet sich infolgedessen auf den Umgang mit diesen Interessenkonflikten und deren Institutionalisierung. Bernard Enjolras untersucht neue Regierungsformen in Norwegen, die er verstärkt in Konkurrenz zu repräsentativen Regierungsformen sieht, weil sie deliberativ institutionalisiert sind und wortwörtlich Raum für Diskussion zwischen Kommunen und privaten Interessengruppen bieten. Über diese „local councils“ können Bürger zwar unmittelbar an politischen Prozessen teilhaben, fraglich bleibe aber, inwieweit diese Formen des Regierens langfristig zu effizienteren politischen Entscheidungen führen. Insgesamt ist erfreulich, dass der Band Einblicke in unterschiedlichste lokale Regierungsformen bietet. Nicht nur norwegische „New Modes of Governance“ (138) werden untersucht, sondern auch britische, portugiesische oder milanesische lokale Regierungsformen betrachtet. Gerade daher wäre aber ein abschließendes Überblickskapitel wünschenswert gewesen, in dem die einzelnen Ergebnisse über den empirisch-analytischen, bisweilen sogar sehr deskriptiven Rahmen hinausgehend zusammengefasst worden wären.
Niina Borchers (NB)
M. A., Literaturwissenschaftlerin.
Rubrizierung: 2.21 | 2.22 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Niina Borchers, Rezension zu: Emanuela Bozzini / Bernard Enjolras (Hrsg.): Governing Ambiguities. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34124-governing-ambiguities_40929, veröffentlicht am 30.08.2012. Buch-Nr.: 40929 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken