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Patrick Pfister

Regimekomplexe. Neue Kooperationsformen zur Regulierung globaler Risiken

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 2012 (Staatlichkeit im Wandel); 389 S.; kart., 45,- €; ISBN 978-3-593-39576-0
Diss. Bremen, Begutachtung: E. Grande, W. Bührer. – Unter Regimekomplexen versteht der Autor (obwohl der Begriff im gesamten Buch nicht eindeutig definiert und abgegrenzt wird) die Interaktion unterschiedlicher staatlicher wie nichtstaatlicher Akteure und Institutionen mit dem Ziel der effektiven und effizienten Regelung globaler Probleme. Pfister untersucht an den Beispielen des Klimaschutzes und der Agrobiotechnologie, welche Koordinations- und Institutionalisierungsprobleme sich aufgrund der – im Vergleich zum klassischen Regime – höheren Komplexität ergeben. Er geht dabei für beide Fallstudien jeweils in einem Dreischritt vor: Der Definition der konkreten Probleme, die den Bedarf an kollektiver Regulierung begründen, folgt eine Analyse der Akteurskonstellationen und Kooperationsprobleme, bevor auf dieser Grundlage – und theoretisch basierend auf dem von Scharpf und Mayntz entwickelten akteurzentrierten Institutionalismus – die Institutionalisierungsprozesse in den jeweiligen Bereichen untersucht werden. Die dabei im Raum stehenden Fragestellungen sind durchaus spannend, im Ergebnis werden jedoch leider zu viele Allgemeinplätze produziert. Diese lassen den vom Autor postulierten Mehrwert seines Ansatzes gegenüber der Regime- und Governanceforschung nicht unbedingt deutlich werden, zumal nicht eindeutig klar ist, in welchen Punkten sich Pfisters Ansatz tatsächlich von den genannten abgrenzt und nicht nur eine inhaltliche Erweiterung darstellt. Fraglich ist auch, ob sich gerade bei solch politisch umkämpften Politikbereichen wie den hier untersuchten eine eindeutige, vorgegebene Problemstellung (und damit implizit Zielvorgabe) identifizieren lässt, auf deren Grundlage dann die Lösungseffektivität von Regimekomplexen anhand der spezifischen Akteurskonstellationen beurteilt werden kann. Zu vermuten ist eher, dass gerade im Fall von Regimekomplexen – aufgrund des Einbezugs einer Vielzahl von Interessen und Akteuren – von Arenen gesprochen werden kann, in denen das Ringen um Lösungen mit Machtkämpfen um die Problemdefinition interagiert und neue Kräfteverhältnisse über die klassischen internationalen Kooperationsformen hinweg geschaffen werden. Alles in allem finden sich somit einige Ungereimtheiten und Auslassungen – das Verdienst des Autors ist es aber, auf einen Wandel in der Form internationaler Kooperation verwiesen zu haben, der in der Politikwissenschaft bislang nur am Rande berücksichtigt wurde. Hier gilt es anzuknüpfen, das Buch liefert dazu zahlreiche empirische und theoretische Anhaltspunkte.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.4 | 4.43 | 4.45 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Patrick Pfister: Regimekomplexe. Frankfurt a. M./New York: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35359-regimekomplexe_42600, veröffentlicht am 22.11.2012. Buch-Nr.: 42600 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken