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Klaus Töpfer / Dolores Volkert / Ulrich Mans (Hrsg.)

Verändern durch Wissen. Chancen und Herausforderungen demokratischer Beteiligung: von "Stuttgart 21" bis zur Energiewende

München: oekom verlag 2013; 191 S.; 17,95 €; ISBN 978-3-86581-442-5
Aktive Demokratiegestaltung in Zeiten der Postdemokratie? – Das Thema des Bandes lässt aufhorchen, geht es mit der Frage nach dem politischen Gestaltungs‑ und Lösungspotenzial engagierter Bürger doch um ein – aus postdemokratischer Perspektive müsste man wohl sagen – politisches Phantom: Protest, allzumal konstruktiver, dürfte in Zeiten grassierender politischer Apathie eigentlich nicht existieren. Dieser könnte aber, so der Appell der Herausgeber, eine Art Rettungsanker sein und seine Analyse zu einer Art revitalisierender Neuausrichtung der repräsentativen Demokratie der Gegenwart beitragen. Postdemokratie könnte so der „Wissensdemokratie“ (Roeland J. in’t Veld) weichen: „Wissensdemokratie wird dabei als ein Übergang von repräsentativer Demokratie hin zu einer Mischform politischer Ordnung verstanden, die durch mehr direkte Formen der Teilhabe von Bürgern und verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen gekennzeichnet ist.“ (9) Im Fokus der Beiträge stehen Fragen nach (innovativen) Wegen der möglichst produktiven Einbindung von Expertenwissen der Bürger in die etablierten politischen Institutionen. Dabei lässt sich die Produktivität der Einbindung angesichts anstehender Großthemen, wie zum Beispiel der Energiewende, etwa in einem Mehr an Legitimität in den politischen Prozessen selbst beschreiben. Das Spektrum denk‑ und machbarer Praktiken ist weit gefächert: So werden aus einer Perspektive des Lessons learned sowohl Klassiker der zeitgenössischen Protestforschung wie die Schlichtungsrunde um Stuttgart 21 (prominent von Heiner Geißler) oder die Auseinandersetzungen um den Ausbau des Frankfurter Flughafens thematisiert. Gleichsam werden, so im Beitrag von Dolores Volkert, Begriffe und Verfahren einer weitgehend vagen Partizipation der Öffentlichkeit systematisch spezifiziert. Als besonders spannend erweisen sich vor diesem Hintergrund die Ausführungen Günther Bachmanns. In seinem abschließenden Ausblick versucht er, Bedingungen des Gelingens von Teilhabe in demokratischen Gesellschaften zu formulieren, gerade wenn immer komplexere Probleme einer Lösung bedürfen. Einerseits, so seine Überlegungen, müsse die Wissenschaft ihre neue Rolle als Wissenschaft in der Gesellschaft engagiert und kritisch annehmen. Und dann müsse das Verhältnis von Bürgern und Institutionen neu bestimmt werden – im Sinne eines politischen, an der Sache orientierten Dialogs.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 | 2.32 | 2.35 | 2.34 | 2.2 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Klaus Töpfer / Dolores Volkert / Ulrich Mans (Hrsg.): Verändern durch Wissen. München: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36427-veraendern-durch-wissen_44354, veröffentlicht am 21.11.2013. Buch-Nr.: 44354 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken