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Antonio Gramsci

Gefängnisbriefe. Band III: Briefwechsel mit Tatjana Schucht 1931-1935. Hrsg. von Ursula Apitzsch, Peter Kammerer und Aldo Natoli. Übersetzt von Ursula Apitzsch, Peter Kammerer und Leonie Schröder

Hamburg: Argument 2014; 501 S.; geb., 38,- €; ISBN 978-3-88619-428-5
Antonio Gramsci gehört mittlerweile zu den Klassikern des politischen Denkens im Allgemeinen und der marxistischen Tradition im Besonderen. Der 1928 vom faschistischen Regime Italiens zu lebenslanger Haft verurteilte Abgeordnete der Kommunistischen Partei arbeitete bis zu seinem Tode 1937 nicht nur an seinen politischen Aufzeichnungen, den berühmten Gefängnisheften, sondern führte auch kontinuierliche Briefkorrespondenz. Aufgrund der Hafteinschränkungen musste er seinen Austausch wesentlich beschränken, und so bleibt seine Schwägerin Tatjana Schucht die zentrale Bezugsperson und Vermittlerin zwischen Genossen, Freunden und Familie. Im dritten Band dieser Gefängnisbriefe wird die Korrespondenz zwischen 1931 und 1935 vollständig dokumentiert (siehe auch Buch‑Nr. 34082). In dieser prägenden Zeit „erfährt der Briefwechsel eine solche Intensität und dramatische Bündelung, dass häufig die Briefe und nicht die Notizen der Gefängnishefte den deutlichsten Einblick in Gramscis Gedankenwelt erlauben“ (11). Die Briefe führen Gramscis verzweifelte Situation vor Augen, die sich im Laufe der Jahre auch gesundheitlich immer weiter verschlechtert, von der Hoffnung auf eine Hafterleichterung bis hin zum Gefangenenaustausch mit der Sowjetunion, von den Diskrepanzen mit Freunden und Familie, seiner Isolation und aber auch dem ungebrochenen Willen. So bleibt für Gramsci ein Gnadengesuch bei Mussolini ausgeschlossen. Trotz aller Widrigkeiten besteht Gramsci auf seiner theoretischen Arbeit und dem intellektuellen Austausch mit beispielsweise der Philosophie Benedetto Croces, über die er im regen Austausch mit Tatjana Schucht seine Philosophie der Praxis entwirft. Deren Ausarbeitung findet sich auch in den Gefängnisheften wieder. Während sich die Zensur immer weiter verschärft, führt Gramsci weiterhin theoretische Korrespondenz über die Situation der Juden in Italien, die Frage nach Subalternität und auch die Rolle der Psychoanalyse, der sich seine Frau Giulia unterzieht, und die Gramsci kritisch betrachtet. Tatjana Schucht ist es schließlich auch, die Gramscis Werk nach seinem Tod 1937 für die Nachwelt rettet, wovon zwei Briefe aus diesem Jahr zeugen, die dem Band angehängt sind.
Alexander Struwe (AST)
B. A., Politikwissenschaftler, Student, Goethe-Universität Frankfurt am Main.
Rubrizierung: 5.462.612.1 Empfohlene Zitierweise: Alexander Struwe, Rezension zu: Antonio Gramsci: Gefängnisbriefe. Band III: Briefwechsel mit Tatjana Schucht 1931-1935. Hamburg: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37287-gefaengnisbriefe-band-iii-briefwechsel-mit-tatjana-schucht-1931-1935_45843, veröffentlicht am 10.07.2014. Buch-Nr.: 45843 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken