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Margarita Mathiopoulos

Die geschlossene Gesellschaft und ihre Freunde

Hamburg: Hoffmann und Campe 1997; 464 S.; geb., 49,80 DM; ISBN 3-455-11071-1
Mit dem Titel ihres Buches greift die Autorin sehr hoch. Wer ein Gegenstück zu Karl Poppers "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" erwartet, muß deshalb geradezu zwangsläufig enttäuscht werden. Das Buch reiht sich vielmehr in die nahezu täglich länger werdende Liste der Klagen über verknöchertes Bürokratentum, mangelnde Flexibilität in der deutschen Wirtschaft und Reformunfähigkeit im politischen System der Bundesrepublik ein. Es fehlt nicht an den oft gehörten Beispielen von mürrischen Supermarktkassiererinnen über die unselige Diskussion über den Ladenschluß bis hin zum erstarrten Föderalismus. Mathiopoulos kritisiert die Mittelmäßigkeit, die sich überall breitmacht, den Qualitätsverlust der deutschen Universitäten, das absurde Steuersystem und die allgemeine Scheu vor dem Austragen von Konflikten. Sie prognostiziert das Ende der Konsensgesellschaft unter den Bedingungen der Globalisierung. Als Vorbild führt die Autorin wiederholt die Vereinigten Staaten an, deren Offenheit, Dynamik und Fähigkeit zur Anpassung an veränderte Lebensumstände sie den Deutschen vorhält. Das Buch ist allerdings keine ungezügelte, zornessprühende Polemik gegen alles und jeden, sondern eine Illustration der These, daß auch demokratische und marktwirtschaftlich organisierte Gesellschaften zu geschlossenen Systemen mutieren können, die sich gegen jegliche Innovation und Flexibilisierung so lange sträuben, bis die Reformnotwendigkeiten den maximalen Schmerzensgrad erreicht haben.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.3 | 2.31 | 2.313 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Margarita Mathiopoulos: Die geschlossene Gesellschaft und ihre Freunde Hamburg: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/4039-die-geschlossene-gesellschaft-und-ihre-freunde_5730, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 5730 Rezension drucken