Diss. Amsterdam; Erstgutachter: H. von der Dunk. - Diese deutsche Version der 1994 auf niederländisch vorgelegten Dissertation dürfte die umfassendste Auseinandersetzung mit dem geistig-intellektuellen Werdegang des vielleicht vielschichtigsten Kindes von Thomas Mann sein, die gegenwärtig und wohl noch für einige Zeit vorliegt. Wer über irgendein Mitglied der Familie Mann schreibt, muß wissen, worauf er sich einläßt und sich beschränken. Koch geht es nicht um das Privatleben Golo Manns, nicht um seine Beziehung zur Familie und vor allem zum Vater, sondern um seine historisch-politischen Ansichten, primär über die jüngere deutsche Geschichte. Er zeigt, wie die elementare Erfahrung des Nationalsozialismus Golo Manns wissenschaftliches wie publizistisches Credo bis weit in die Bundesrepublik hinein geprägt hat und wie Mann stets mehr die Gefährdungen der Demokratie in Deutschland als ihre Stabilitätsfaktoren in den Kern seiner Überlegungen stellte. In allen diesen Bereichen hat Mann stets auch zu Tagesthemen Stellung genommen, und so ist dieser Band auch für die intellektuelle Geschichte der Bundesrepublik aufschlußreich. Abgesehen von einigen theoretischen Ausführungen zur Geschichtsschreibung folgt die Studie im wesentlichen dem chronologischen Ablauf. Die erste Hälfte behandelt die Weimarer Zeit und das Exil, die zweite die Bundesrepublik. Der Autor zeigt in seiner von Sympathie getragenen Darstellung einen nach wie vor unterschätzten skeptisch-intellektuellen Begleiter unseres Jahrhunderts und vor allem der Bundesrepublik, der stets mehr als nur Fachhistoriker war, und der erst recht viel mehr als nur "Sohn" war.