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Erich Schmidt-Eenboom

Undercover. Der BND und die deutschen Journalisten

Köln: Kiepenheuer & Witsch 1998; 447 S.; geb., 48,- DM; ISBN 3-462-02715-8
Der Bundesnachrichtendienst ist in den letzten Jahren schon mehrfach Gegenstand von Monographien gewesen. Nach dem eher umfassend orientierten Werk Ulfkottes (siehe ZPol 4/97: 1.487 f.) hat sich nun wieder der Direktor des Forschungsinstituts für Friedenspolitik und durch zahlreiche Veröffentlichungen als Geheimdienstexperte ausgewiesene Schmidt-Eenboom mit einem neuen Buch zum BND zu Wort gemeldet. Dieses Mal befaßt er sich mit den Versuchen des bundesdeutschen Auslandsnachrichtendienstes, deutsche Journalisten mit deren Wissen oder auch unwissentlich als Informationsquelle abzuschöpfen. Die Tätigkeit im Landesinneren ist dem BND eigentlich gesetzlich untersagt. Schmidt-Eenboom führt jedoch zahlreiche Beispiele dafür an, wie der Nachrichtendienst deutsche Redakteure in seine Dienste einzuspannen versuchte. Die Reihe reicht dabei von angesehenen Tageszeitungen über Flaggschiffe des deutschen Nachkriegsjournalismus wie "Die Zeit" und "Spiegel" bis hin zu Hörfunk und Fernsehen. Ob die von Schmidt-Eenboom behaupteten Verbindungen und Einflußversuche des BND immer so zutreffen, wie er es darstellt, ist äußerst schwer zu überprüfen. Direkt im Buch angesprochene Persönlichkeiten wie die Herausgeberin der "Zeit", Gräfin Döhnhoff, haben sich kurz nach der Buchveröffentlichung jedenfalls schon gegen die Behauptungen des Autors gewehrt. Verblüffend bleibt allerdings die Fülle an Details, die Schmidt-Eenboom über die eigentlich geheime Tätigkeit des BND zusammengetragen hat. Wenn auch nur die Hälfte von dem stimmen sollte, was er über die enge Zusammenarbeit mancher Journalisten mit dem BND und dessen direkten Einfluß auf Themenauswahl und Themengestaltung in einer Vielzahl von Presseorganen behauptet, wäre dies sicherlich Anlaß, die Tätigkeit des Nachrichtendienstes parlamentarisch genauestens unter die Lupe zu nehmen. Schmidt-Eenboom selbst zieht aus all den Informationen, die er zusammengetragen hat, kaum Schlußfolgerungen. Das Buch beginnt unvermittelt ohne jegliche Einleitung und endet abrupt ohne einen Schlußteil, der einen Gesamtzusammenhang hätte herstellen können.
Walter Rösch (WR)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.324 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Walter Rösch, Rezension zu: Erich Schmidt-Eenboom: Undercover. Köln: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/5390-undercover_7063, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 7063 Rezension drucken