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Wolfgang Streeck (Hrsg.)

Internationale Wirtschaft, nationale Demokratie. Herausforderungen für die Demokratietheorie

Frankfurt a. M./New York: Campus Verlag 1998 (Schriften des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung, Sonderband); 209 S.; 36,- DM; ISBN 3-593-36113-2
Das Modell der westlichen Demokratie, wie es vor allem in den kontinentaleuropäischen Nationalstaaten der Nachkriegsära institutionelle Gestalt gewonnen hat, beruht auf einer mit wohlfahrtsstaatlichen Mitteln vorgenommenen Verknüpfung von liberalen und sozialen Elementen. Weil demokratische Regime im Kern nationalstaatlich organisiert waren, konnten sie innerhalb ihrer territorialen Grenzen durch politische Korrekturen an Marktergebnissen wenigstens der überwiegenden Mehrheit ihrer Mitglieder Möglichkeiten gesellschaftlicher Teilhabe bieten. Die zunehmende Internationalisierung der Wirtschaft löst diesen Zusammenhang von liberalen und sozialen Elementen immer mehr auf, es entsteht - so der Herausgeber Streeck - eine "transnationale Wirtschaftsgesellschaft [...], deren territoriale Grenzen die jeder denkbaren politischen Gesellschaft so weit hinter sich lassen, daß die begrenzte Reichweite der Politik im Unterschied zur nunmehr endgültig unbegrenzten Reichweite der Ökonomie zu einem Definitionsmerkmal des Politischen avanciert" (18). Die mit dieser Formulierung umrissene Problemstellung ist sowohl unter normativen wie unter strategisch-institutionellen Gesichtspunkten eine Herausforderung der Demokratietheorie. Normativ, weil sich damit die Frage nach Kriterien und Reichweite politischer Verpflichtungsfähigkeit neu stellt (37 f.). Institutionell, weil das veränderte Kräfteverhältnis von Demokratie und Markt nach neuen Arrangements verlangt, um auch noch unter den Konditionen steigender transnationaler Verflechtung Prinzipien fairer Chancenverteilung zur Geltung verhelfen zu können. Die Beiträge des Sammelbandes, der aus einer öffentlichen Vortragsreihe des MPI für Gesellschaftsforschung Köln hervorgegangen ist, führen die Debatte auf einem anregend hohen und durchgehend instruktiven Niveau. Inhalt: Wolfgang Streeck: Einleitung: Internationale Wirtschaft, nationale Demokratie? (11-58); David Held: Rethinking Democracy: Globalization and Democratic Theory (59-78); John Gerard Ruggie: Globalization and the Embedded Liberalism Compromise: The End of an Era? (79-97), Claus Offe: Demokratie und Wohlfahrtsstaat: Eine europäische Regimeform unter dem Streß der europäischen Integration (99-136); Jean-Marie Guéhenno: From Territorial Communities to Communities of Choice: Implications for Democracy (137-150); Fritz W. Scharpf: Demokratie in der transnationalen Politik (151-174); Joshua Cohen / Joel Rogers: Can Egalitarianism Survive Internationalization? (175-193); Michel Albert: Die Zukunft der Sozialmodelle des europäischen Kontinents (195-209).
Thomas Mirbach (Mir)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 5.41 | 2.2 | 4.43 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Wolfgang Streeck (Hrsg.): Internationale Wirtschaft, nationale Demokratie. Frankfurt a. M./New York: 1998, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/6429-internationale-wirtschaft-nationale-demokratie_8737, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 8737 Rezension drucken