Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution
Der Autor, Historiker am Potsdamer Zentrum für Zeithistorische Forschung und Mitglied des Vorstandes der Walther-Rathenau-Gesellschaft legt hier auf der Basis des Quellenmaterials seiner 1994 veröffentlichten Dissertation (Der Rathenaumord. Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar, München) eine erneute Auseinandersetzung mit einem Mord vor, der für die Zeitgenossen ähnliche Bedeutung hatte wie für eine spätere Generation der Mord an Kennedy. Und ähnlich wie bei Kennedy (aber auf soliderer Basis) stellte sich auch schon für die Zeitgenossen die Frage nach einer Verschwörung. Sabrow kann auf Grund der Akten Antworten geben, die die 20er Jahre noch nicht so klar geben konnten: "Hinter dem Ministermord stand eine kaltblütige Strategie der deutschen Gegenrevolution - der Plan zum Ehrhardt-Putsch" (7), so die Kernthese des Buches. Der erste Teil stellt den Rathenau-Mord in eine Linie mit den Anschlägen auf Erzberger, Scheidemann und Harden, der zweite Teil verfolgt unter dem Titel "Die verdrängte Verschwörung" die (Nicht-)Aufdeckung der Zusammenhänge bei der Suche nach den Mördern und später durch die Justiz. Sabrow behauptet, daß ein "übergreifender Schweigekonsens" (237) die Auseinandersetzung mit den wahren Hintergründen des Mordes verhindert habe.