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Ulrich Meier / Martin Papenheim / Willibald Steinmetz

Semantiken des Politischen. Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert

Göttingen: Wallstein Verlag 2012 (Das Politische als Kommunikation 8); 123 S.; brosch., 9,90 €; ISBN 978-3-8353-1152-7
Was Politik und was das Politische ist, darüber wird seit jeher heftig gestritten. Die Autoren wollen hierzu nicht Position beziehen, sondern eine Begriffsgeschichte des Politischen liefern. Sie durchschreitendabei 800 Jahre – beginnend mit der Übersetzung der „Politik“ des Aristoteles durch Wilhelm von Moerbeke um 1265 –, die von semantischen Verschiebungen, aber auch starken Beharrungskräften alter Traditionsbestände erfüllt sind. Das unterschiedliche Verständnis von Politik erzeugt dabei vielfältige Spannungen, die sich auf drei zentrale Gegensätze konzentrieren: erstens die Dichotomie zwischen einem anspruchsvollen Politikbegriff, der auf Partizipation der Bürger angelegt ist, und einem, der lediglich für Sicherheit steht, zweitens der Widerspruch zwischen einer Politik, die moralisch eingebunden ist, und einer, die lediglich auf Machterwerb und Machterhalt abzielt sowie drittens der Gegensatz zwischen einem universalen Politikbegriff, der das große Ganze vor Augen hat, und einem partikularen, der die Politik als ein Funktionssystem unter anderen begreift. Letzterer wurde im Deutschland des 19. Jahrhunderts zugunsten eines universalen Politikbegriffs aufgelöst. Zugleich wurde der Staat als Inbegriff des Allgemeinen mit dem Begriff des Politischen amalgamiert, was die Fixierung der Politik auf den Staat, die in Deutschland bis heute nachwirkt, erklärt. Von nachhaltigem Wert ist ferner die berechtigte Kritik an der deutschen Tradition der Substanziierungen und Hypostasierungen, die zwar komplexitätsreduzierend wirken, aber nicht als die Sache selbst angenommen werden dürfen. Das dies jedoch oftmals der Fall ist, wird am Beispiel der Anrufung der Politik schlechthin, die angesichts herausragender Probleme in ihrer Gesamtheit handeln soll, durch die Massenmedien belegt. Dadurch würden nurallzu hohe Erwartungen geschürt, die allerdings niemals von jemandem eingelöst werden müssten, da eben niemand namentlich genannt werde. Insgesamt erhöhe dies zwar den Druck auf die Politik im Allgemeinen, entlaste aber zugleich die einzelnen politischen Akteure.
Patrick Stellbrink (PS)
M. A., Politikwissenschaftler, Promovend an der TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.1 Empfohlene Zitierweise: Patrick Stellbrink, Rezension zu: Ulrich Meier / Martin Papenheim / Willibald Steinmetz: Semantiken des Politischen. Göttingen: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/9266-semantiken-des-politischen_43252, veröffentlicht am 17.01.2013. Buch-Nr.: 43252 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken