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Stefan Kornelius

Al Gore – Mission Klima

Freiburg i. Br./Basel/Wien: Herder 2007; 160 S.; geb., 12,90 €; ISBN 978-3-451-03020-8
„Ich habe mich von der Politik entliebt“ (160), zitiert der Journalist Kornelius den von ihm kritisch porträtierten Gore. Diese Feststellung entstand am Wendepunkt eines politischen Lebens, das Gore immer auch herbe Niederlagen einbrachte. Dazu gehört, dass er sich als Vizepräsident in die zweite Reihe hinter Bill Clinton zu stellen hatte, obwohl er selbst Ambitionen auf das höchste Amt hatte. Oder seine Enttäuschung angesichts der Skandale des Präsidenten. Dazu gehört vor allem die dann gescheiterte Kandidatur für dieses Amt – ein Scheitern, dass Kornelius nicht (nur) den zweifelhaften Stimmzetteln und Auswahlverfahren in Florida zuschreibt, sondern vor allem dem politischen Ungeschick Gores. Immer wieder habe dieser in entscheidenden Situationen nicht das nötige Durchhaltevermögen und das erforderliche politische Geschick bewiesen, um sich durchzusetzen. Auch kann Kornelius nicht den gängigen Vorurteilen widersprechen, Gore sei zu besserwisserisch und wirke zu hölzern – auch wenn er lange Zeit seine Vorträge mit der Vorstellung einleitete, er sei einmal der nächste Präsident der Vereinigten Staaten gewesen. Insgesamt legt aber dieses Porträt den Verdacht nahe, dass Gore lange nur den Traum seines Vaters lebte, der selbst Politiker gewesen war und seinen Sohn unbedingt im Präsidentenamt hatte sehen wollen. Die Beschäftigung mit dem Thema Umwelt aber, die Gore schließlich für seinen Film „Eine unbequeme Wahrheit“ einen Oscar und für sein Engagement zusammen mit dem Weltklimarat den Friedensnobelpreis bescherte, erklärt Kornelius mit einem echten, schon vor langen Jahren einsetzenden Interesse. Aufschlussreich erläutert er in diesem Zusammenhang das unterschiedliche Umwelt- und Klimabewusstsein in den USA und Europa. Noch vor wenigen Jahre habe gegolten, wer „in den USA Klimapolitik betreiben will, der muss [...] erst einmal einen Klimawandel in den Köpfen herbeiführen“ (125). Und an diesem Wandel habe Gore, der sein Anliegen publikumswirksam verpackt habe, einen entscheidenden Anteil. Damit stehe er für eine neue Form der Politik.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.1 | 2.64 | 2.261 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Stefan Kornelius: Al Gore – Mission Klima Freiburg i. Br./Basel/Wien: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28935-al-gore--mission-klima_34159, veröffentlicht am 19.06.2008. Buch-Nr.: 34159 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken