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Wolfgang Durner

Antiparlamentarismus in Deutschland

Würzburg: Königshausen & Neumann 1997; 186 S.; brosch., 39,80 DM; ISBN 3-8260-1270-4
Antiparlamentaristisches Denken hat in Deutschland Tradition, auch ist ein Versuch parlamentarischen Regierens in Deutschland gescheitert. Insofern ist es verdienstvoll, die Tradition des Antiparlamentarismus in ihren historischen Zusammenhängen bis in die Zeit der Verfassungsdebatte von 1848 in der Paulskirche hin zurückzuverfolgen und die Ursprünge solchen Denkens aufzuzeigen. "Ursprünge, Kontinuitäten, aber auch die Brüche der antiparlamentarischen Argumentation" (7) werden festgehalten. Die systematische Darstellung ermöglicht auch einen Vergleich zu der aktuellen Parlamentarismuskritik, die im Namen von ökologischen oder anderen Betroffenheiten vorgetragen wird. Inhalt: Rousseau und die deutsche Parlamentarismuskritik. I. Vom Vormärz bis zum Kaiserreich: A. Rechter Antiparlamentarismus bis zur Reichsgründung: 1. Antirepräsentatives Denken in der Restauration; 2. Adam Müller: das unorganische Parlament; 3. Hegel: die Volksvertretung zwischen Staat und Gesellschaft; 4. Friedrich Gentz: das Parlament und die Revolution; 5. Karl Friedrich Vollgraff: der undeutsche Parlamentarismus; 6. Jarcke und Solms-Lich; 7. Victor Aimé Huber; 8. Friedrich Julius Stahl; 9. Konservativer Antiparlamentarismus nach 1848. B. Linker Antiparlamentarismus bis zur Reichsgründung: 1. Lorenz von Stein und der französische Frühsozialismus; 2. Antirepräsentatives Denken des Frühsozialismus; 3. Julius Fröbel: ein utopisches Gegenmodell; 4. Moritz von Rittinghausen: die Gesetzgebung durch das Volk; 5. Karl Marx und Friedrich Engels. II. Das Deutsche Kaiserreich: A. Rechter Antiparlamentarismus im Kaiserreich: 1. Die Hauptargumente der Konservativen; 2. Die Rolle der Staatsrechtswissenschaft; 3. Offermann: eine typische Stimme aus dem konservativen Lager; 4. Der Historismus und der deutsche Sonderweg; 5. Der Föderalismusgedanke bei Jellinek und Kaufmann; 6. Robert Redslob und die Lehre vom "unechten" Parlamentarismus. B. Linker Antiparlamentarismus im Kaiserreich: 1. Die SPD als Sammelbecken linker Kräfte; 2. Ursachen für die antiparlamentarischen Vorbehalte der SPD; 3. Wilhelm Liebknecht und die sozialdemokratische Misere; 4. Die "Jungen": Antiparlamentarismus und Parteipolemik; 5. Robert Michels: das eherne Gesetz der Oligarchie; 6. Rosa Luxemburg. III. Die Weimarer Republik: A. Rechter Antiparlamentarismus in der Weimarer Republik: 1. Die Hauptargumente der rechten Parlamentarismuskritik; 2. Demokratische Vordenker: Gerhard Leibholz und Rudolf Smend; 3. Oswald Spengler: Preußentum und Antiparlamentarismus; 4. Moeller van den Bruck: das nationalbolschewistische Programm; 5. Othmar Spann: "Einer sei der Herr"; 6. Carl Schmitt: das Parlament und seine Grundlagen; 7. Der Tatkreis: Antiparlamentarismus populärwissenschaftlich; 8. Adolf Hitler: die Umsetzung aller Theorien. B. Linker Antiparlamentarismus in der Weimarer Republik: 1. Die Mehrheitssozialdemokratie; 2. Die Jungsozialisten; 3. Die Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands; 4. Die kommunistische Partei Deutschlands; 5. Ausländische Theoretiker: Lucács, Pannekroek, Lenin; 6. Linkskommunistische und syndikalistische Parteien. IV. Die Bundesrepublik Deutschland: A. Rechter Antiparlamentarismus der Bundesrepublik: 1. Im Bannkreis Carl Schmitts; 2. Ernst Forsthoff: das Parlament in der Industriegesellschaft; 3. Werner Weber: Sehnsucht nach dem Obrigkeitsstaat; 4. Winfried Martini: die Wiederkehr des Immergleichen; 5. Liberale auf Abwegen: Paul Sethe und Karl Jaspers. B. Linker Antiparlamentarismus in der Bundesrepublik: 1. Jürgen Habermas: Strukturwandlungen des Parlamentarismus; 2. Die Hauptströmungen der Studentenrevolte; 3. Johannes Agnoli: die "Bibel der APO"; 4. Weitere Marxistische Analysen; 5. Räterepublikanische Modelle; 6. Die parlamentarische Variante; 7. Die Entwicklung nach der Studentenrevolte; 8. Parlamentarismus und Bürgerinitiativen. V. Systematische Darstellung: 1. Rechts gleich Links?; 2. Die Hauptargumente der Parlamentarismuskritik; 3. Die antiparlamentarischen Gegenmodelle; 4. Antiparlamentarismus und antidemokratisches Denken.
Heinz-Werner Höffken (Hö)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg.
Rubrizierung: 2.33 | 2.31 | 2.35 | 2.3 | 2.32 Empfohlene Zitierweise: Heinz-Werner Höffken, Rezension zu: Wolfgang Durner: Antiparlamentarismus in Deutschland Würzburg: 1997, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/3603-antiparlamentarismus-in-deutschland_4803, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 4803 Rezension drucken