Diss. – Der von einigen prominenten Vertretern der Politikwissenschaft vor einigen Jahren ausgerufene Legal Turn in den Internationalen Beziehungen postuliert eine zunehmende Verrechtlichung internationaler Politik. Hartmann knüpft empirisch hieran an, indem sie mit der Internationalisierung der (Hochschul-)Bildungspolitik einen in dieser Debatte bislang weitgehend vernachlässigten Bereich analysiert; theoretisch geht sie über die vorrangig deskriptive und governance-orientierte Ausrichtung des Legal Turn hinaus, indem sie – unter Rückgriff auf marxistische Staats- und Rechtstheorien – eine herrschaftskritische Reflexion der beobachteten Transformationsprozesse unternimmt. Ausgangspunkt ist die Hypothese, dass sich eine Verselbständigung des Rechts beobachten lässt – in dem Sinne, dass dem Prozess der Rechtsprechung eine wichtige gesellschaftliche Kohäsionsfunktion innewohnt, die gerade auf supra- und internationaler Ebene durch die deutlich langsamer ablaufenden politischen Gestaltungsprozesse weniger gut gewährleistet werden kann. Nach eingehender Analyse unterschiedlicher Europäisierungs- und Internationalisierungsprozesse der Bildungspolitik durch die Autorin lässt sich diese Hypothese jedoch nicht bestätigen. Im Gegenteil kommt Hartmann zu dem Schluss, dass die Internationalisierung des Rechts zwingend einer Internationalisierung der Politik bedürfe, um die zivilgesellschaftliche Legitimation zu gewährleisten. Unter Rückgriff auf Habermas wird die entscheidende Bedeutung gesellschaftlicher Deliberationsprozesse betont, welche die alltägliche Integrationsarbeit rechtlicher Standards gewährleisten und damit politischen Projekten erst zu ihrer Wirkmächtigkeit verhelfen kann. Aus diesem Grund konnte etwa die Methode im Rahmen des Bologna-Prozesses deutlich mehr Wirkungen erzielen als die weniger inklusiv konzipierte Hochschulpolitik der EU.