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Anna Daun

Auge um Auge? Intelligence-Kooperation in den deutsch-amerikanischen Beziehungen

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2011 (Globale Gesellschaft und internationale Beziehungen); 259 S.; 39,95 €; ISBN 978-3-531-17900-1
Politikwiss. Diss. Köln; Begutachtung: T. Jäger. – Dass Geheimdienste in der nationalen wie der internationalen Politik eine wichtige Rolle spielen, ist – gewissermaßen – kein Geheimnis. Wie genau ihr Stellenwert zu taxieren ist, wie stark sie die Entscheidungen von Regierungen beeinflussen, in welchem Umfang sie neben den offiziellen Regierungsdoktrinen ihre Geschäfte erledigen – auf diese Fragen weiß die Politikwissenschaft aber kaum eine Antwort zu geben. Jenseits von Sensations‑ und Skandalberichterstattung scheint sich das Politikfeld „Intelligence“ kaum für die Forschung zu eignen. Dokumente liegen kaum vor oder sind von wenig Aussagekraft, der Feldzugang ist schwierig, die Angehörigen der Dienste nicht zur Auskunft bereit. Die Arbeit von Anna Daun ist schon deshalb eine Besonderheit, bemüht sie sich doch nicht nur darum, ein wenig empirisches Licht in die Szenerie der Geheimdienste zu werfen. Vielmehr verortet sie das Thema in der Kooperationstheorie der Internationalen Beziehungen. Warum und unter welchen Voraussetzungen arbeiten Intelligence‑Behörden zusammen? Wovon hängt es ab, wie intensiv und regelmäßig eine Zusammenarbeit ausgestaltet wird? Daun zeigt mithilfe des Issue‑Area‑Konzeptes, dass es sich um einen außerordentlich sensiblen Kooperationsgegenstand handelt und fragt dann danach, wie die Zusammenarbeit von der Anzahl der Partner, der Machtverteilung, der Rolle von Institutionen und den Interessen der beteiligten Akteure bestimmt wird. Als zentrale Variable erweist sich dabei die Machtverteilung, denn sie wirkt sich auch vermittelt über die anderen Variablen aus. Im zweiten Teil der Arbeit stellt Daun die deutsch‑amerikanische Intelligence‑Kooperation vor und diskutiert die Veränderungen, die sich durch das Ende des Ost‑West‑Konflikts ergeben haben. Es ist ein Zufall, dass im Zuge von 9/11 und des Irak‑Krieges einzelne Formen der Zusammenarbeit einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden sind (Gefangenenflüge, Curveball, BND‑Agenten in Bagdad), dennoch hat die Arbeit von zahlreichen Experteninterviews profitiert, über die leider kein konkreter Nachweis geführt werden kann. Insofern bleibt die Nachprüfbarkeit der Ergebnisse ein notorisches Problem in der Intelligence‑Forschung. Gleichwohl hat Daun eine Studie vorgelegt, die einen Grundstein für eine theoretisch gehaltvolle Forschungsdebatte darstellt.
Wilhelm Knelangen (WK)
Dr., wiss. Ass., Institut für Sozialwissenschaften (Bereich Politikwissenschaft), Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.2 | 4.21 | 4.22 | 2.64 | 2.21 | 2.324 Empfohlene Zitierweise: Wilhelm Knelangen, Rezension zu: Anna Daun: Auge um Auge? Wiesbaden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33561-auge-um-auge_40168, veröffentlicht am 08.12.2011. Buch-Nr.: 40168 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken