Skip to main content
Patrick Schreiner

Außenkulturpolitik. Internationale Beziehungen und kultureller Austausch

Bielefeld: transcript 2011 (Edition Politik 3); 448 S.; 35,80 €; ISBN 978-3-8376-1647-7
Diss. Frankfurt; Gutachter: G. Hellmann, H.-D. Schlosser. – Schreiner analysiert Funktionen und Mechanismen von Außenkulturpolitik im Spannungsfeld zwischen internationalen Beziehungen, Staat/Nation und Kultur. Sein Ausgangspunkt ist die Beobachtung, dass dieses Feld jenseits deskriptiver Ansätze theoretisch bislang nahezu unerschlossen ist. Zwar gibt es eine Fülle an Analysen und Kategorisierungen, der Autor argumentiert jedoch, dass diese ihren theoretischen Anspruch insofern verfehlten, als sie den normativen Charakter von Kultur(-politik) unhinterfragt als vorgegeben akzeptieren würden. Aufgabe der Entwicklung einer Theorie und Analysemethode zur Außenkulturpolitik sei es jedoch, gerade die Konstruktion solcher normativen Universalismen theoretisch zu erschließen und daraus ihre je spezifischen Funktionen abzuleiten. Ziel des Autors ist es somit, das methodologische Werkzeug zu entwickeln, mit dessen Hilfe sich Außenkulturpolitik auch theoretisch erfassen lässt. Mit Hilfe der Begriffe Universalismus und Autoreferentialität zeigt er an den empirischen Beispielen des Sports, der Künste, der Wissenschaft sowie des Personenaustausches auf, wie sich kulturelle Diskurse jenseits der je spezifischen Interpretation der beteiligten Akteure konstituieren. Diese (normativen) Diskurse sind dabei der Nation und ihrer dominanten Kultur nicht nachgelagert; im Gegenteil wird deutlich, wie sich Nationalstaaten und ihre spezifische Kultur gerade durch Außenkulturpolitik permanent (re-)produzieren und voneinander abgrenzen. Der darin enthaltene Widerspruch, dass es eines (konstruierten) kulturellen Universalismus bedarf, um Kulturen und damit die eigene Staatlichkeit voneinander abzugrenzen, verweist dabei nur einmal mehr auf die Notwendigkeit, trennscharf zwischen normativen Konstruktionen einerseits und deren wissenschaftlicher Dekonstruktion andererseits zu unterscheiden. Nicht nur aufgrund der theoretischen Weiterentwicklung der Materie hat Schreiner ein anregendes Buch vorgelegt; seine mittels eines semiotischen Ansatzes erfolgte Verbindung von Kultur, Nation, politischen Interessen und internationalen Beziehungen stellt zudem ein durchaus gelungenes Beispiel für den Erkenntniswert methodischer und empirischer Transdisziplinarität dar.
Björn Wagner (BW)
Dipl.-Politologe, Doktorand und Lehrbeauftragter, Universität Jena.
Rubrizierung: 4.24.14.43 Empfohlene Zitierweise: Björn Wagner, Rezension zu: Patrick Schreiner: Außenkulturpolitik. Bielefeld: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/33629-aussenkulturpolitik_40272, veröffentlicht am 09.06.2011. Buch-Nr.: 40272 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken