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Joachim Perels

Befreiung aus gesellschaftlicher Unmündigkeit. Beiträge zur Geschichte und Theorie der Arbeiterbewegung

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2011; 182 S.; geb., 39,80 €; ISBN 978-3-631-61090-9
Das Buch versammelt Aufsätze des emeritierten Professors für Politische Wissenschaft Joachim Perels aus einem Zeitraum von 40 Jahren. Perels war unter anderem Mitbegründer und Redakteur der Zeitschrift „Kritische Justiz“, Schwerpunkte seiner Forschung liegen vor allem in der Rechts- und Verfassungstheorie, der Aufarbeitung der NS-Vergangenheit und in der politischen Kirchengeschichte. Die Beiträge sind in drei Abteilungen – Grundlegungen, Theoretiker, Orientierungen – untergliedert. Insbesondere die frühen Aufsätze vermitteln interessante Einblicke in die Geschichte des „linken Flügels“ der deutschen Politikwissenschaft. So zeigt die Auseinandersetzung mit Ernst Blochs Rechtstheorie unter dem Titel „Sozialistisches Erbe an bürgerlichen Menschenrechten“ aus dem Jahr 1975, wie ein sozialistisches Konzept der Menschenrechte gegenüber dem Rechtsnihilismus des östlichen Staatssozialismus und der „bürgerlichen“ Verkürzung auf nur formale Gleichheit und Eigentumsschutz abgegrenzt werden könnte. In ähnlicher Weise argumentiert ein Artikel aus dem Jahr 1974, der Wolfgang Abendroths Strategie, den „Befreiungskampf der Arbeiterklasse“ mit juristischen Mitteln und im Rahmen des Grundgesetzes zu führen, gegen linksrevolutionäre Kritik verteidigt. Aus heutiger Sicht wirkt vor allem der orthodox-marxistische Duktus dieser Ausführungen ungewohnt. In der Sache zeigt sich aber eine demokratisch-rechtsstaatliche Position, die den linksradikalen „Revolutionären“ jener Jahre ihre Realitätsferne und ihre „entpolitisierende Romantik der Illegalität“ (137) zum Vorwurf macht. Ein Artikel aus der „Kritischen Justiz“ des Jahres 1971 kontrastiert unter dem Titel „Sozialismus als Demokratie“ zunächst die politische Theorie von Karl Marx mit den theoretischen und praktischen Entstehungsbedingungen der bolschewistischen Umwälzung in der frühen Sowjetunion. Gegen das poststalinistische Sowjetsystem werden dann die Ideen der tschechoslowakischen Reformer des Jahres 1968 – hier vor allem die Wiederherstellung bürgerlicher Freiheitsrechte als Voraussetzung demokratischer Selbstbestimmung – in Stellung gebracht. Am Ende der Aufsatzsammlung finden sich außerdem aktuellere Interventionen des SPD-Linken Perels gegen die Politik der Schröder-SPD.
Sebastian Lasch (LA)
M. A., wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Universität Jena.
Rubrizierung: 2.3 | 2.31 | 2.331 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Sebastian Lasch, Rezension zu: Joachim Perels: Befreiung aus gesellschaftlicher Unmündigkeit. Frankfurt a. M. u. a.: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34796-befreiung-aus-gesellschaftlicher-unmuendigkeit_41832, veröffentlicht am 16.05.2012. Buch-Nr.: 41832 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken