Skip to main content
Manfred Fuhrmann

Bildung. Europas kulturelle Identität

Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2002 (Universal-Bibliothek 18182); 111 S.; 2,60 €; ISBN 3-15-018182-8
Der emeritierte Konstanzer Latinist gibt einen prägnanten Überblick über die historischen Grundlagen des klassischen europäischen Bildungskanons von der karolingischen Bildungsreform über die Einflüsse von Humanismus und Reformation bis hin zur "Bildungskrise" des 20. Jahrhunderts. Die doppelte Orientierung der europäischen Schule am humanistischen und insbesondere an einem christlichen Bildungskanon spiegelt die Wurzeln Europas in den Wirkungsstätten der Antike wider und ist, so Fuhrmann, eine grundlegende - wenn nicht die wichtigste - Quelle der kulturellen Identität Europas. Der leidenschaftliche Essay warnt angesichts der Szenarien der modernen "Erlebnisgesellschaft" (55) vor "Traditionsverfall" (5) und dem Abgleiten in Beliebigkeit der Bildungsinhalte. "Der Verfasser hält Bildung für eine Form des Bewahrens, wie die Religion oder die Moral, d. h., sie hat seiner Überzeugung nach neben anderem den Zweck, Tradition zu sichern." (6) Dass die liberale europäische Gesellschaft des 21. Jahrhunderts nicht nur aus den kulturellen Traditionen des christlichen Abendlandes ihre Sinn- und Wertorientierungen schöpft und nicht mehr - soweit sie dies überhaupt je gewesen ist - einseitig konfessionell ausgerichtet ist, hält der Autor nicht einmal für erwähnenswert.
Andreas Eis (AE)
Jun.-Prof. Dr., Didaktik des politischen Unterrichts und der politischen Bildung, Institut für Sozialwissenschaften Oldenburg, Fakultät I.
Rubrizierung: 2.23 | 2.35 Empfohlene Zitierweise: Andreas Eis, Rezension zu: Manfred Fuhrmann: Bildung. Stuttgart: 2002, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/17549-bildung_20206, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 20206 Rezension drucken