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Oliver Gruber

Campaigning in Radical Right Heartland. The politicization of immigration and ethnic relations in Austrian general elections, 1971-2013

Berlin: Lit 2014; 237 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90517-8
Politikwiss. Diss. Wien; Begutachtung: S. Rosenberger. – Einwanderung und Integration sind politische Themen, die in den vergangenen Jahren in Europa stark an Bedeutung gewonnen haben. Oliver Gruber untersucht die Migration als stark umkämpftes Politikfeld im Parteienwettbewerb, das von den Stichworten Asyl, Flüchtlinge, Grenzkontrollen, ethnische Diversität, Integration und Xenophobie geprägt wird. Wann, warum und wie nehmen politische Parteien das Thema Migration in den Fokus ihrer Programme und Kampagnen? Diese Fragen untersucht er in einer systematischen Analyse der Politisierung des Themenfeldes. Seiner Ansicht nach habe die Migrationsforschung die Rolle von Parteien lange unterschätzt, dabei seien sie zentrale Akteure in der europaweiten Debatte um Einwanderung. Parteien beeinflussten mit ihren Programmen die öffentlich‑mediale Agenda über Migration und ethnische Diversität stark, indem sie Denkmuster, Begriffe und Interpretationsmöglichkeiten prägten. Besonders eklatant wirkten die erstarkten rechten Parteien mit ihren Anti‑Einwanderungs‑Kampagnen, die großen Druck auf die Volksparteien der Mitte ausübten. Der Autor schlägt ein konzeptionelles Framework für die Analyse des Parteienwettstreits im Themenfeld Migration und ethnische Beziehungen vor. Er wendet es in einer eingehenden Langzeitstudie an, in der er die Parlamentswahlen in Österreich von 1971 bis 2013 untersucht. Österreich zeichne sich einerseits durch seine typisch entwickelte Parteienlandschaft und seine lange Geschichte kultureller Diversität aus, andererseits biete die starke Rolle der rechtspopulistischen FPÖ einen günstigen Untersuchungsansatz. Große Parteien wie die ÖVP haben sich, so Grubers Erkenntnis, stark von kleineren Parteien beeinflussen lassen. So hat die ÖVP in ihr Programm für die Wahl 1999 eine deutlich restriktivere Haltung zur Einwanderung aufgenommen und schließlich sogar eine Koalitionsregierung mit der FPÖ gebildet. Von dieser wurden verschärfte Einwanderungsregeln und verbindliche Sprach‑ und Wissenstests für Migranten beschlossen. Diese striktere Haltung hat aber liberale Wähler der Volkspartei verschreckt, die Wähler der rechten Partei bestärkt und wirtschaftlich erwünschte Einwanderung erschwert.
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Rubrizierung: 2.42.222.23 Empfohlene Zitierweise: Wolfgang Denzler, Rezension zu: Oliver Gruber: Campaigning in Radical Right Heartland. Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38301-campaigning-in-radical-right-heartland_46587, veröffentlicht am 16.04.2015. Buch-Nr.: 46587 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken