Christianity in Indonesia. Perspectives of Power
Die Autoren des Sammelbandes erörtern das Phänomen des indonesischen Christentums aus verschiedenen geisteswissenschaftlichen Perspektiven. Sie fragen nach seinen Wurzeln, seinem Verhältnis zur indigenen Bevölkerung des Landes und dem Einfluss der Christianisierung auf die muslimischen Regionen. Raymond Corbey untersucht die Zerstörung der Ikonen der matriarchal geprägten indigenen Kultur Indonesiens und beleuchtet damit die negativen Aspekte der christlichen Missionierung. Er identifiziert das Verbrennen und Zerschlagen von Masken, Steinen, rituellen Hütten und spirituellen Figuren als erfolgreiche Strategie christlicher Missionare. Diese diente der Demonstration der Ohnmacht indigener Gottheiten und der Etablierung des Christentums als der mächtigeren Alternative. Corbey relativiert, dass die Christianisierung nicht immer unter Zwang erfolgte und es auch indigene Bevölkerungsteile gab, die ihre heiligen Objekte zugunsten der neuen und vermeintlich kraftvolleren beschützenden Macht bereitwillig aufgaben. Sven Kosel untersucht das Verhältnis von Politik und paramilitärischen Organisationen. Er hebt hervor, dass die Paramilitärs trotz ihrer Käuflichkeit eine romantisch geprägte Ideologie annahmen, in der sie sich als die Verteidiger der christlichen Enklave gegen die als bedrohlich empfundene dominante Stellung der Muslime im Land sahen. Kosel sieht in den Paramilitärs damit politisch-religiöse Akteure, die insbesondere beim Kampf um die Unabhängigkeit des Landes für eine Repräsentation des Christentums im neuen indonesischen Staat kämpften. Abschließend eröffnet Franz Magis-Suseno eine positive Perspektive, indem er in Erinnerung ruft, dass Indonesien trotz der beunruhigenden fundamentalistischen Tendenzen der Gegenwart auf eine lange Tradition interreligiöser und interkultureller Koexistenz zurückblicken könne.