Soziolog. Abschlussarbeit Leipzig; Gutachter: G. Vobruba. – Isleib bietet eine „analysierende Beschreibung“ (13 f.) der Entstehung, Strukturen und Akteure des Bologna-Prozesses. Sein Ziel ist es, die Bemühungen um die Schaffung eines gemeinsamen gesamteuropäischen Hochschulraums verständlich zu machen, was ihm gelingt. In einem Abriss der bisherigen europäischen Hochschulpolitik wird deutlich, dass der Bologna-Prozess nicht der erste Versuch einer Europäisierung von Hochschulpolitik ist. Die Sorbonne-Erklärung aus dem Jahr 1998 als Initialzündung des Prozesses charakterisiert er als „rein intergouvernementales Instrument“ (135), hingegen habe die EU-Kommission schon früh eigene Versuche unternommen, um in diesem Bereich Kompetenzen zu erlangen. Auch der Europarat habe die Einbindung von Hochschulen und Studierenden in den Prozess sowie dessen Ausweitung auf möglichst viele Staaten forciert. Der Autor beschreibt den Bologna-Prozess als Mehrebenensystem, welches durch die Erweiterung des Mitgliedschaftsraumes eine dynamische Komponente aufweist. „Insgesamt stellt sich das Mehrebenensystem ‚Bologna-Prozess’ als relativ lose gekoppelt dar, weil eine (völker)rechtliche Bindung und bindende institutionelle Vorgaben fehlen“ (136) Stattdessen biete er einen Rahmen für freiwillige Selbstbindungen an gemeinsam definierte Ziele – in diesem Fall die Koordination und Harmonisierung nationaler Hochschulpolitiken. Resümierend bezeichnet Isleib den Prozess als „komplexes und dynamisches Projekt“ (144).