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Claudia Baumgart-Ochse

Demokratie und Gewalt im Heiligen Land

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Studien der Hessischen Stiftung Friedens- und Konfliktforschung); 345 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-8329-3742-3
Politikwiss. Diss. Frankfurt a. M.; Gutachter: H. Müller, L. Brock. – Der Osloer Friedensprozess, der zu einem dauerhaften Frieden zwischen Israel und der Palästinensischen Autonomiebehörde führen sollte, scheiterte. Baumgart-Ochse vermutet den Grund dafür im Einfluss politisierter religiöser Akteure auf die demokratische Entscheidungsfindung Israels. Namentlich die jüdische Siedlerbewegung und religiöse Zionisten hätten demnach versucht, ihre Ziele, die denen des Osloer Friedensprozesses entgegenstanden, durchzusetzen. Aus der „liberalen Theorie des demokratischen Friedens“ leitet die Autorin die Annahme ab, dass politisierte religiöse Akteure – da „nicht-liberal“ (19) gesinnt – konfliktverschärfend auf den demokratischen Entscheidungsprozess einwirken und somit die grundsätzliche Friedensneigung von Demokratien negieren würden. Die empirische Überprüfung besteht aus der gelungenen methodischen Kombination von Prozess- und Inhaltsanalyse, wodurch sowohl Handlungsmuster als auch deren religiöse Überfrachtung offengelegt werden. Untersucht werden ausgewählte Phasen der Annäherung und Gewalteskalation von 1993 bis 2001. Besonders reizvoll an der Einzelfallstudie ist, dass vorab eingehend die Pfadabhängigkeit der israelischen Demokratie und damit das ambivalente Verhältnis von Religion und Nationalstaat herausgearbeitet wird. Die Autorin richtet ihr Augenmerk auf die politisierten religiösen Akteure und leistet einen wichtigen Beitrag zur Forschung zum demokratischen Frieden, die bislang „Religion als politisch wirksame Ideologie“ (316) ungewürdigt ließ. Dank dieser Syntheseleistung entlarvt Baumgart-Ochse in ihrer Ergebnislese die politisierte Religion vornehmlich als „Trittbrettfahrer[in] eines höchst ambivalenten Liberalismus“ (315). Dieser biete sowohl religiös als auch säkular motivierten Konflikttreibern einen Deckmantel, „mit dessen Hilfe die eigene Position als demokratisch, liberal und westlich-zivilisiert, das Gegenüber hingegen als ‚ungerechter Feind’ […] herausgestellt“ (315) werden könne.
Marcus Gerngroß (GM)
M. A., Politikwissenschaftler, Promotionsstudent an der Universität Regensburg.
Rubrizierung: 4.41 | 2.63 | 2.21 | 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Marcus Gerngroß, Rezension zu: Claudia Baumgart-Ochse: Demokratie und Gewalt im Heiligen Land Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30281-demokratie-und-gewalt-im-heiligen-land_35933, veröffentlicht am 17.03.2009. Buch-Nr.: 35933 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken