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Conrad Taler

Der braune Faden. Zur verdrängten Geschichte der Bundesrepublik

Köln: PapyRossa Verlag 2005 (Neue Kleine Bibliothek 103); 239 S.; 16,80 €; ISBN 3-89438-319-4
Der Journalist und ehemalige Radioredakteur Taler vertritt die Auffassung, dass sich in der Bundesrepublik Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg die Verharmlosung des Rechtsradikalismus wie ein (brauner) Faden durch die Geschichte zieht. Der Band umfasst Aufsätze und Radiobeiträge Talers aus den 60er-Jahren bis in die Gegenwart. Darin befasst sich der Autor mit der „Bagatellisierung des Antisemitismus“ (10), mit dem Kampf gegen kommunistische Bewegungen und mit Aussagen führender Industrieller und CSU-Politiker, die in der Nähe von NPD-Standpunkten zu verorten seien. Antijüdische Aktionen seien des Öfteren öffentlich als „Waffe Moskaus“ hingestellt worden. Der Autor spricht von einem ewigen Misstrauen in der Bundesrepublik gegenüber Linken, das dazu geführt habe, dass gegen Sozialisten oder Kommunisten gerade in den 60er- und 70er-Jahren entschiedener vorgegangen worden sei als gegen Rechte. Die Texte Talers sind ein Stück deutscher Zeitgeschichte. So diskutiert der Verfasser nicht nur den Tod Philipp Müllers, der 1952 auf einer Demonstration unter nur unzureichend geklärten Umständen von der Polizei erschossen wurde, sondern auch den Radikalenerlass von 1972 und den Bundeswehreinsatz im Kosovo in den 90er-Jahren. Die Texte sind als Mahnung zu verstehen, sensibel gegenüber politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen zu sein, die nicht im Einklang mit einer toleranten und demokratischen Gesellschaft stehen.
Oliver Trede (OT)
Dr. phil., Historiker/Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.35 | 2.313 | 2.331 | 2.37 Empfohlene Zitierweise: Oliver Trede, Rezension zu: Conrad Taler: Der braune Faden. Köln: 2005, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/23551-der-braune-faden_27039, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 27039 Rezension drucken