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Ansgar Klein

Der Diskurs der Zivilgesellschaft. Politische Kontexte und demokratietheoretische Bezüge der neueren Begriffsverwendung

Opladen: Leske + Budrich 2001 (Bürgerschaftliches Engagement und Nonprofit-Sektor 4); 460 S.; kart., 34,77 €; ISBN 3-8100-2881-9
Politikwiss. Diss. Berlin; Gutachter: G. Göhler, H. Buchstein. - Die schon fast zum politischen Ordnungsmodell der neuen sozialen Bewegungen gereifte Idee der Zivilgesellschaft ist heute ein regelmäßiger Bestandteil politischer Programmdebatten geworden. Nicht von ungefähr, denn während repräsentativ verfasste liberale Demokratien an den Problemen eines demokratischen Motivationsverlustes leiden, sind sie zugleich mit massiven Problemen staatlicher Steuerung konfrontiert. Als Korrektiv zu Markt und Staat kommt, nach weit geteilter Überzeugung, der so genannten Zivilgesellschaft eine wichtige Rolle für die Weiterentwicklung dieser Gesellschaften zu. Das mittlerweile fast schon zum Schlagwort gereifte Konzept der Zivilgesellschaft wird darum in dieser Monographie ausgiebig einer demokratietheoretischen Prüfung unterzogen. Zunächst wird in einem ersten Teil der Begriffswandel von der "bürgerlichen Gesellschaft" zur "Zivilgesellschaft" nachvollzogen. Die in den 70er-Jahren in den Kreisen der Dissidenten und Bürgerbewegungen in Ostmitteleuropa sowie in Intellektuellengruppen in Lateinamerika geführte zivilgesellschaftliche Debatte wurde mit dem Aufkommen der neuen sozialen Bewegungen in den 80er-Jahren auch im Westen handlungstheoretisch relevant. Im Folgenden werden vom Autor umfang- und beziehungsreich die zahlreichen theoretischen Bezüge dieser Debatten dargestellt. Mit der Verortung im internationalen und interdisziplinären Diskurs gelingt dabei eine Weiterentwicklung der Diskussion. Die Jury des Wissenschaftspreises "Aktive Bürgerschaft" 1999 bescheinigt dem Preisträger zu Recht eine auf hohem Abstraktionsniveau geleistete Darstellung der Defizite der verschiedenen Ansätze und Konzepte der Zivilgesellschaft. Erwähnenswert ist nicht zuletzt die Berücksichtigung von Formen systemischer transnationaler Vergesellschaftung und der in diesem Zusammenhang entstandenen Debatte um eine internationale Zivilgesellschaft. Die Einordnung des Zivilgesellschaftsdiskurses in die politische Ideengeschichte und die neueren demokratietheoretischen Diskussionen umfasst sowohl die republikanische Theorieströmung, die deliberative Demokratietheorie als auch Ansätze der reflexiven Demokratie. Hinsichtlich einer Weiterentwicklung der Demokratie und Überwindung offenkundiger Defizite rückt der Autor schließlich auch die Kontextbedingungen politischen Engagements als Realisierungschance einer Demokratie "von unten" ins Blickfeld. Aus dem Inhalt: 1. Der politische Diskurs der Zivilgesellschaft: 1. Zivilgesellschaft im politischen Kontext; 2. Zivilgesellschaft und Transformationsprozeß: Von den Dissidenten und Bürgerbewegungen Ostmitteleuropas zu weltweiten Prozessen der Demokratisierung; 3. Jenseits der bürgerlichen Gesellschaft: Von den Diskussionen der Neuen Linken zur sozialistischen Zivilgesellschaft; 4. Neue soziale Bewegungen und Zivilgesellschaft; 5. Die internationale Zivilgesellschaft. 2. Ideengeschichtlicher Hintergrund und demokratietheoretische Bezüge der neueren Begriffsverwendung: 1. Zivilgesellschaft und Demokratie; 2. Von der "bürgerlichen Gesellschaft" zur Zivilgesellschaft: Entwicklungslinien des Begriffswandels; 3. Normative Binnendifferenzierungen zivilgesellschaftlicher Demokratie; 4. Zivilgesellschaft und politische Integration.
Thomas Henzschel (TH)
Dr., Auswärtiges Amt, Arbeitsstab Iran.
Rubrizierung: 5.41 | 2.62 | 2.2 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Thomas Henzschel, Rezension zu: Ansgar Klein: Der Diskurs der Zivilgesellschaft. Opladen: 2001, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/12804-der-diskurs-der-zivilgesellschaft_15337, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 15337 Rezension drucken