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Margaretha Kopeinig

Der dreizehnte Stern. Wie Österreich in die EU kam

Wien: Czernin Verlag 2014; 271 S.; hardc., 19,90 €; ISBN 978-3-7076-0497-9
Die Journalistin Margaretha Kopeinig schildert den Beitrittsprozess Österreichs zur Europäischen Union aus österreichischer Binnensicht. Sie betont dabei insbesondere die Leistung der damaligen Großen Koalition von SPÖ und ÖVP und der zwei Politiker an deren Spitze: Bundeskanzler Franz Vranitzky und Außenminister Alois Mock. Ihre chronologisch gehaltene Darstellung umfasst den Zeitraum von 1987, als auf Grundlage des Koalitionsabkommens die Arbeitsgruppe für europäische Integration eingerichtet wird, bis zum offiziellen Beitritt 1995. Die innenpolitischen Auseinandersetzungen nehmen dabei den größten Raum ein, doch auch auf Reaktionen aus dem Ausland und der EG/EU geht die Autorin ein. Noch vor Aufnahme der Beitrittsverhandlungen sorgte der auch im Beitrittsersuchen formulierte Neutralitätsvorbehalt Österreichs für Unruhe – in Brüssel wurde er lange als „Hypothek für die politische Weiterentwicklung der Europäischen Gemeinschaften“ (50) angesehen. Besonders Kopeinigs Ausführungen über die Beitrittsverhandlungen lesen sich eher wie eine Live‑Dokumentation denn eine nüchterne Darstellung der Umstände und der politischen Motivationen. Allerdings betont sie selbst, ihre Beschreibung des Integrationsprozesses sei „keine wissenschaftliche Abhandlung“ (3), da sie auf Interviews, Medienberichten und eigenen Aufzeichnungen aus der Zeit beruhe. Die im Anschluss an die chronologische Darstellung des Beitrittswegs aufgeführten Interviews bezeichnet die Autorin demgemäß auch als wesentlichen Bestandteil ihres Buches. Sie sprach mit sechs wichtigen österreichischen Akteuren der Beitrittsverhandlungen, unter anderem mit Franz Vranitzky und mit dem damaligen Finanzminister Ferdinand Lacina, angesichts seiner guten Beziehung zu EU‑Kommissionspräsident Jacques Delors als „geheime[r] Verhandlungschef“ (205) der österreichischen Delegation bezeichnet. Diese Zeitzeugen liefern sehr persönlich gefärbte Einblicke in den Verhandlungsprozess. Ansätze zum Nachdenken und Diskutieren bieten sich dann, wenn die Akteure von damals sich zur Situation der EU heute äußern. So sieht etwa Wolfgang Schüssel eine Gefährdung des europäischen Projekts unter anderem „von jenen, die glauben, dass man alles zentralisieren müsse. […] Es kann ja nicht jedes Land wie Deutschland werden. Man muss sich regionale Konzepte überlegen und die Stärken der Länder hervorheben.“ (240 f.)
{SWI}
Rubrizierung: 2.43.13.7 Empfohlene Zitierweise: Simone Winkens, Rezension zu: Margaretha Kopeinig: Der dreizehnte Stern. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38964-der-dreizehnte-stern_45638, veröffentlicht am 15.10.2015. Buch-Nr.: 45638 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken