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Siegfried Mielke / Peter Rütters (Hrsg.)

Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund 1945 bis 1949/50. Gründung, Organisationsaufbau und Politik. Zonenebene. Eingeleitet und bearbeitet von Peter Rütters, unter Mitarbeit von Marion Goers

Bonn: Verlag J. H. W. Dietz Nachfolger 2011 (Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert 15); 1.027 S.; Ln., 68,- €; ISBN 978-3-8012-4209-1
Der nunmehr 15. Band der Quellenedition zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung ist den Anfangsjahren des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes (FDGB) in der Sowjetischen Besatzungszone gewidmet. Die von Peter Rütters bearbeiteten 304 Quellen sind im Unterschied zu den Editionen über die Gewerkschaftsgründungen im Westen chronologisch angeordnet. Die biografischen Notizen sind in einem eigenen Register am Ende zusammengefasst. Der ganz überwiegende Teil der Quellen entstammt dem Archivbestand des FDGB im Berliner Bundesarchiv und spiegelt vorrangig die Organisationsentwicklung auf zonaler Ebene wider, wohingegen das Verhältnis zu den Industriegewerkschaften und deren Eigenleben in einem nachfolgenden Band betrachtet werden soll. In der Einleitung wird bereits nachdrücklich auf den Umstand hingewiesen, dass „der Handlungsspielraum des FDGB […] denkbar gering“ (13) war. Die sowjetische Militärregierung und die über die SED betriebene kommunistische Gewerkschaftspolitik begrenzten die Entfaltung gewerkschaftlicher Tätigkeiten auf dem Gebiet der Besatzungszone. Spätestens mit dem Befehl 234 vom Oktober 1947 stellte die Militärregierung den FDGB voll in den Dienst der wirtschaftlichen Entwicklung. Dieser in der Edition selbst nicht abgedruckte Befehl wirkt quasi als Fluchtpunkt der Dokumente. „Der forcierte Funktionswandel des FDGB zur Agentur der Planerfüllung und Produktivitätssteigerung verlangte eine striktere Einbindung und Unterordnung der betrieblichen Organisationsebene“ (62), was die Abschaffung der Betriebsräte bedeutete und eine Personalpolitik zur Folge hatte, mit der christliche, liberale und vor allem sozialdemokratische Gewerkschafter schließlich aus der Gewerkschaft herausgedrängt wurden. Auch die Hennecke-Aktivistenbewegung hatte darin ihren Ursprung. Diese Entwicklung wird in den Quellen dokumentiert. Ebenso zu Fragen der sozialen und wirtschaftlichen Neuordnung sowie zur einsetzenden staatlichen Spaltung finden sich Stellungnahmen, Hausmitteilungen oder Verlaufsprotokolle. War der FDGB bis zum Ende der 1940er-Jahre demnach vor allem Objekt der Machtsicherungspolitik der SED, ordnete er sich 1950 dann auch der äußeren Form nach dem Führungsanspruch der SED endgültig unter. Die seinerzeit beschlossene Satzung mit der Anerkennung der SED als „Vortrupp“ (929) der Arbeiterklasse ist daher auch das letzte abgedruckte Dokument in der Edition.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.314 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Siegfried Mielke / Peter Rütters (Hrsg.): Der Freie Deutsche Gewerkschaftsbund 1945 bis 1949/50. Bonn: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34392-der-freie-deutsche-gewerkschaftsbund-1945-bis-194950_41300, veröffentlicht am 05.01.2012. Buch-Nr.: 41300 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken