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Michael Pröbsting

Der große Raub im Süden. Ausbeutung im Zeitalter der Globalisierung

Wien: Promedia 2014; 240 S.; brosch., 17,90 €; ISBN 978-3-85371-371-6
Aus marxistischer Perspektive blickt Michael Pröbsting auf die Entwicklung der Weltwirtschaft und die Krise des Kapitalismus. Im Vordergrund des durchgängig in der ersten Person Plural geschriebenen Buches steht die Rolle der trans‑ und multinationalen Konzerne in den vergangenen 40 Jahren. Anhand einer Vielzahl von – ausdrücklich primär aus bürgerlicher Feder stammenden – Quellen und Analysen zeichnet er den Prozess der Konzentration der Wirtschaftsmacht auf wenige Großkonzerne nach. Vor allem geht es dem Autor darum, unter Rückgriff auf die Marx’sche Werttheorie und Lenins Theorie des Imperialismus, die er in Exkursen erläutert, verschiedene Formen und Mechanismen der stattfindenden Überausbeutung des globalen Südens durch den globalen Norden zu belegen. Eingegangen wird auf verschiedene Zusammenhänge wie ungleicher Tausch, Kapitalexport, Migration und Staatsverschuldung. Der Entwicklung Chinas ist ein eigenes Kapitel gewidmet, indem die Frage diskutiert wird, ob das Land eine imperialistische Großmacht geworden ist. Die dargelegten Fakten und Zusammenhänge sind nicht neu, vielfach zieht Pröbsting Erkenntnisse aus den späten 1960er‑ und den 1970er‑Jahren heran, um genau dies zu demonstrieren. Er weist darauf hin, dass durch die Verlagerung von Produktionsstätten in den globalen Süden dort „ein massiver Industrialisierungsprozess – und damit verbunden ein ebensolcher Proletarisierungsprozess [stattgefunden hat]. Daraus ergibt sich, dass sich der Schwerpunkt sowohl der Arbeitskräfte im Allgemeinen wie auch der des Proletariats im Besonderen zunehmend hin zu den halbkolonialen und den aufkommenden imperialistischen Ländern (wie China und Russland heute) verlagert.“ (43) Pröbsting, der als internationaler Sekretär der „Revolutionär‑Kommunistischen Internationalen Tendenz (RCIT)“ arbeitet, zieht daraus die Schlussfolgerung, dass sich auch das Widerstandspotenzial der Arbeiterklasse entsprechend verschoben hat. An die darin mitschwingende Hoffnung auf die Beseitigung der Ausbeutungsverhältnisse durch das Proletariat mag man glauben oder auch nicht. Indem der Autor sich auf das Ausbeutungsverhältnis zwischen Kapital und Arbeit beschränkt, bleiben andere Mechanismen globaler Inwertsetzungen und Dynamiken von Ungleichheit und Unterdrückung – etwa auf dem Gebiet der Reproduktions‑ und Care‑Arbeit – im Zeitalter des Neoliberalismus unberücksichtigt. Das Buch ist die gekürzte Fassung der 2013 erschienenen Originalausgabe „The Great Robbery of the South“.
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Rubrizierung: 4.444.432.68 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Michael Pröbsting: Der große Raub im Süden. Wien: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37962-der-grosse-raub-im-sueden_45392, veröffentlicht am 15.01.2015. Buch-Nr.: 45392 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken