Die Veröffentlichungen in der Reihe folgen bewährten Prinzipien: Renommierte Wissenschaftler stellen auf knappe und informative, aber dennoch anspruchsvolle Weise ein Thema dar. Auf Schieder und seine Darstellung des italienischen Faschismus trifft all dies zu. Diesen charakterisiert er als historisches Novum, der „aus sich heraus als ein Ergebnis der Geschichte des italienischen Nationalstaats zu verstehen“ ist und dessen „europäische Dimension […] sich nicht aus seiner Entstehungs-, sondern aus seiner Wirkungsgeschichte“ (7) ergibt. Schieder stellt die Herausbildung und den Verlauf der neuen Herrschaftsform als einen historischen Prozess dar, in dem mehrere Phasen deutlich voneinander unterschieden werden können. Die insgesamt fünf Phasen des Verlaufsschemas bilden zugleich die Struktur der Darstellung: 1. Die Entstehung des Faschismus als Folge einer durch mehrere gleichzeitig auftretende Faktoren bedingte Systemkrise in Italien. 2. Die Phase der Bewegung, die mit dem (real nur symbolischen) Marsch auf Rom am 28. Oktober 1922 und der faschistischen Partei an der Regierung endete. 3. Die Phase der Herausbildung des faschistischen Diktatursystems bis 1929, in der sich Mussolinis politische Doppelstrategie in zahlreichen Krisen bewähren musste. 4. Der Zeitabschnitt zwischen 1929 und 1943, in dem sich das nun etablierte Regime als ein politisches System neuer Art darstellte: totalitär, offen diktatorisch, ideologisch variantenreich und mit dem Führerkult im Mittelpunkt. 5. Als letzte Phase der „faschistische Epilog“ von 1943 bis 1945, als sich nach Mussolinis Sturz im Juli 1943 das Einflussgebiet auf eine vom nationalsozialistischen Deutschland abhängige „italienische Sozialrepublik“ (100) reduzierte. Die Darstellung schließt mit einer Betrachtung der faschistischen Vergangenheit in der kollektiven Erinnerung der Italiener.