Der an der amerikanischen Yale-Universität lehrende renommierte Historiker Gaddis ist in den letzten Jahren mit mehreren Studien über die Zeit des Kalten Krieges hervorgetreten. In diesem Buch, das sich an ein breites Publikum richtet, zieht er eine Bilanz seiner Forschungen. Die Analyse setzt bereits mit der Vorgeschichte des Kalten Krieges, genauer mit der Entwicklung der Sowjetunion seit 1917, ein und schlägt einen großen Bogen bis zu den Systemumbrüchen in Osteuropa und der Auflösung der Sowjetunion. Gaddis beherrscht sein Material souverän und er scheut sich nicht vor klaren Urteilen. Die Geschichte des Kalten Krieges wird aus einer amerikanischen Perspektive erzählt, die die Ursache dieses Konfliktes im Expansionsdrang der bolschewistischen Politik sieht und keinerlei Zweifel daran lässt, wer in dieser Auseinandersetzung gut und wer böse war. Dass andere Interpretationsangebote nicht unterbreitet werden, mag man bedauern. Der Lesbarkeit dieser packend erzählten Geschichte ist der Verzicht überaus zuträglich. Auch die Konzentration auf die großen Gestalten der Weltpolitik – etwa die Charakterisierung von Reagan, Thatcher, Johannes Paul II., Deng Xiaoping, Walęsa, Gorbatschow als „Schauspieler-Politiker“ – hilft dem Leser, ein anschauliches Bild des vielgestaltigen Konfliktes zu gewinnen. Der wissenschaftliche Apparat beschränkt sich auf ausgewählte Quellen, ein Register erleichtert die schnelle Orientierung und die zahlreichen Karten und Abbildungen dienen wiederum der Veranschaulichung der Geschichte des Kalten Krieges.