Der Märtyrer als Waffe. Die historischen Wurzeln des Selbstmordattentats
Der israelische Journalist Croitoru arbeitet im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Für ihn liegen die historischen Wurzeln des Selbstmordattentats in der Instrumentalisierung von Selbstmordpiloten im kaiserlichen Japan des Zweiten Weltkrieges. Damit liefert er einen wichtigen Gegenpunkt zu denjenigen Analysen, die glauben, gegenwärtige Konflikte in der Region samt ihren konkreten Ausformungen durch den Verweis auf vermeintliche Vorläufer in der vormodernen islamischen Geschichte erklären zu können. Das Selbstmordattentat ist für Croitoru stattdessen das Ergebnis der Vermittlung der Taktik des Selbstmordangriffs durch Nordkorea und japanische Terrororganisationen in den Nahen Osten. Dabei erklärt er detailliert, wie zunächst vor allem die miteinander um die Mobilisierung von Unterstützung für sich selbst und ihre Anliegen werbenden palästinensischen Terrororganisationen wie die PFLP-GC, die PFLP und DFLP dieser Taktik in den 70er-Jahren zu einer weiteren Verbreitung verhalfen. Darauf aufbauend schildert die pseudoreligiöse Aufladung des Selbstmordattentats vor dem Hintergrund des libanesischen Bürgerkriegs und der Instrumentalisierung von Gewaltakteuren durch Iran und Syrien. Im abschließenden Kapitel widmet sich Croitoru der Beschreibung und Diskussion der palästinensischen Selbstmordanschläge, die sich zunächst in Opposition zum Osloer Friedensprozess mit Israel und später im Zuge der Al-Aqsa-Intifada ereigneten. Mit seiner detaillierten Darstellung gelingt es dem Autor, die für Außenstehende schwer durchschaubaren Hintergründe terroristischer Gewalt in einem sowohl für das breitere Publikum als auch den Spezialisten informativen, ausgewogenen Weise aufzubereiten.